Kolumne: Frauensache Trumps fragwürdiges Verständnis von Männlichkeit

Mit seinen aus der Zeit gefallenen Rollenbildern von Mann und Frau verspielt Donald Trump seine Chancen auf die Präsidentschaft. Viele halten aber auch Hillary Clinton nicht für die Richtige.

Donald Trumps fragwürdiges Verständnis von Männlichkeit
Foto: dpa, jl ks

Was haben Donald Trumps Frisur und sein Frauenbild gemeinsam? Sie sind seit den 70ern wie festzementiert. Da erzählte auf dem Parteitag der Demokraten Khizr Khan, Vater eines muslimischen US-Soldaten, die Geschichte seines Sohnes Humayun. Er kam 2004 im Einsatz bei einem Autobombenanschlag im Irak ums Leben. "Mein Sohn opferte sich für sein Land", sagte Khan. Während er sprach, stand seine Frau neben ihm. Das Ehepaar verkörpert all das, was Trumps populistische Forderungen, etwa ein Einreiseverbot für Muslime, als das entlarvt, was sie sind: grober Unsinn.

Donald Trump kommentierte Khans Auftritt dann so: Khan sei wohl ein guter Typ, "aber seine Frau hatte nichts zu sagen. Wahrscheinlich durfte sie nichts sagen." Machismo statt Machiavelli - es ist nicht das erste Mal, dass Trump nach dieser Devise reagiert: Als ihm eine Fernsehmoderatorin zu kritische Fragen stellte, hatte er nach der Sendung nichts Besseres zu tun, als darauf anzuspielen, dass Frauen während ihrer Periode nun mal aggressiv seien: "Aus ihren Augen kam Blut, Blut kam aus ihr heraus ... wo auch immer."

In einem Wahlkampf, in dem Frauen eine Rolle wie nie zuvor haben, wirkt Trumps Chauvinismus noch gestriger. Frauen sind - neben Latinos und Schwarzen - in den USA die wahlentscheidende Gruppe, und nun tritt erstmals in der amerikanischen Geschichte mit Hillary Clinton auch noch eine Frau als Präsidentschaftsbewerberin an. Nicht wenige allerdings sagen, Clinton sei die falsche Frau. Ihre Beliebtheitswerte sind bescheiden, vor allem bei jungen Wählerinnen kann Clinton nicht punkten. In vielen US-Bundesstaaten votierten sie im Vorwahlkampf für Clintons parteiinternen Konkurrenten Bernie Sanders, einen linken, älteren Herrn mit Großvatergestus. Frausein allein genügt eben nicht mehr, um zu punkten. Auch das ist Emanzipation.

Doch anstatt diese Entwicklung für sich zu nutzen, suhlt sich Trump in Klischees von Weiblichkeit. Er wirft Hillary Clinton vor, die "Frauenkarte" auszuspielen, beleidigt fülligere Damen als "fette Sau", und seine formschöne Gattin gibt die willige Ehefrau. Laut einer Umfrage des "Wall Street Journal" hat Hillary Clinton derzeit den Zuspruch von 52 Prozent aller registrierten Wählerinnen beider Parteien. Angesichts des Gebarens von Trump muss man sagen: nur 52 Prozent. So gesehen verspielt Donald Trump mit seinem aus der Zeit gefallenen Verständnis von Männlichkeit die Chance auf einen Wahlsieg. Und das ist - nicht nur aus weiblicher Sicht - gut so.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserer Autorin: kolumne@rheinische-post.de

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort