Kolumne: Berliner Republik Geheimnisse im Regierungsviertel

Düsseldorf · Es kann viele Gründe haben, warum jemand etwas an Medien durchsticht.

Wann und wie eine Nachricht an die Öffentlichkeit gerät, ist eine Wissenschaft für sich. Üblicherweise können Geheimnisse im Berliner Regierungsviertel nur mühsam gehütet werden. Die goldene Regel: Je mehr Geheimnisträger es gibt, desto unsicherer ist die Sache. Häufig stechen Parteifreunde oder politische Gegner Neuigkeiten durch, um ein Gesetz, eine Personalie oder ein politisches Projekt zu verhindern.

Auch der Druck der Medien ist nicht zu unterschätzen. Immerhin sind Nachrichten eine Ware, von der Journalisten leben. Je exklusiver die Nachricht, desto kostbarer die Ware, weil sie das Medium von den anderen abhebt. So kommt manche News auch deshalb ans Licht, weil sich der Geheimnisträger schlicht verplappert. Immer wieder sind es auch Mitarbeiter, die ohne Wissen ihrer Chefs Dinge ausplaudern, weil sie ein hohes Geltungsbedürfnis haben. Andere Nachrichten werden mit Detail-Informationen aus dieser und jener Quelle wie ein Mosaik zusammengesetzt.

Kolumne: Berliner Republik: Geheimnisse im Regierungsviertel
Foto: Quadbeck

Es gibt aber auch immer wieder Nachrichten, die geplant mit Wirkung in der Öffentlichkeit platziert werden - wie die CDU-Kabinettsliste. Ministernamen unter dem Deckmantel zu halten, ist in etwa so leicht wie einen Sack Flöhe zu hüten. Personalien sind als Nachrichten immer heiß begehrt.

Angela Merkel weiß das. Es ist ja ihre vierte Regierungsbildung. Daher führte sie die Gespräche mit ihren künftigen Ministern und jenen, die abtreten müssen, erst Ende vergangener Woche. Eingeweiht waren nur wenige. Wer neue Bildungsministerin werden soll, wusste ein nur so kleiner Kreis, dass der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer sich wenige Minuten vor Bekanntgabe vor laufenden Kameras noch über eine Frau aus dem Osten freute. Er tappte im Dunkeln. Die neue Bildungsministerin Anja Karliczek kommt aus NRW.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserer Autorin: kolumne@rheinische-post.de

(qua)
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