Tarifkonflikt Einigung im Kita-Streit zeichnet sich ab

Hannover · Im Kita-Tarifstreik gibt es offenbar hoffnungsvolle Signale. Nach langen Verhandlungen sind neue Streiks zwar noch nicht vom Tisch - aber zumindest unwahrscheinlicher geworden.

 Frau mit Kinderwagen vor "Kita"-Grafitti (in Hannover, Archiv): "Haben noch Einiges vor uns"

Frau mit Kinderwagen vor "Kita"-Grafitti (in Hannover, Archiv): "Haben noch Einiges vor uns"

Foto: dpa

Müssen sich die Familien in Deutschland auf neue Kita-Streiks einstellen? Im seit Monaten andauernden Tarifkonflikt ist dieses Szenario jetzt offenbar zumindest unwahrscheinlicher geworden. Vom Tisch sind Streiks nach den Herbstferien aber noch nicht. Das zeichnete sich nach zweitägigen Verhandlungen in Hannover ab, wie die Nachrichtenagentur dpa aus Verhandlungskreisen erfuhr.

Die länger als geplant andauernde Gesprächsrunde war am Dienstagabend unterbrochen worden und sollte am Mittwoch beendet werden. Dann sollte vorläufig Klarheit herrschen, ob es ein Ergebnis gibt oder nicht. Allerdings müsste eine Einigung in den Gewerkschaften erst noch gebilligt werden.

"Wir haben noch Einiges vor uns", sagte der Präsident der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA), Thomas Böhle.
Allerdings teilten Böhle und der Chef der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Frank Bsirske, am späten Dienstagabend auch mit, dass man in den stundenlangen Gesprächen vorangekommen sei.

 Verdi-Chef Frank Bsirske bei den Verhandlungen im Kita-Tarifkonflikt

Verdi-Chef Frank Bsirske bei den Verhandlungen im Kita-Tarifkonflikt

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Wie es am Rande hieß, zeichnet sich eine mögliche neue Struktur der Entgelttabelle für den Sozial- und Erziehungsdienst ab. Über Stunden hatten die Gewerkschaften und die Arbeitgeber durchgerechnet, was Änderungen in den insgesamt 17 Berufsgruppen mit jeweils sechs Gehaltsstufen den Betroffenen bringen - und was sie die Kommunen kosten würden.

Verhandelt wird für rund 220.000 Erzieherinnen, Sozialarbeiter und -pädagogen, Kinderpfleger und Mitarbeiter der Behindertenhilfe.

Ein Schlichterspruch hatte bereits mehr Geld für einzelne Gruppen vorgesehen, etwa für langjährige Erzieherinnen. Ungewöhnlich war, dass dieser Kompromiss am mehrheitlichen Nein der Gewerkschaftsmitglieder scheiterte. Für die Gewerkschaften kommt es nun unter anderem darauf an, dass Erzieherinnen in den unteren Lohngruppen und Sozialarbeiter gegenüber dem Schlichtungsergebnis bessergestellt werden.

"Es zeichnet sich im Grundsatz eine Lösung ab, bei der es mehr Gerechtigkeit gibt", hieß es laut dpa in Verhandlungskreisen. Aber auch ein Scheitern sei noch nicht endgültig abgewendet. Die Arbeitgeber hatten deutlich gemacht, dass ein Ergebnis im Finanzrahmen des Schlichterspruchs liegen müsse. Die Kosten wurden auf mehr als 300 bis 400 Millionen Euro beziffert. Bsirske hatte auf Verbesserungen gegenüber der Schlichtung gepocht.

"So eine Tarifrunde habe ich noch nicht erlebt", sagte ein Verhandlungsmitglied. Seit Februar schwelt der Konflikt. Auf Warnstreiks und einen vierwöchigen Erzwingungsstreik im Frühjahr war die Schlichtung gefolgt. Verdi, die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und der Beamtenbund dbb, die ebenfalls beteiligt sind, hatten aber ihre Mitglieder befragt. Die Befragung brachte das Nein zu dem Kompromiss.

(dpa)
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