Karl-Theodor zu Guttenberg meldet sich zurück Diesen prominenten Politikern gelang ein Comeback

Düsseldorf · Gregor Gysi, Cem Özdemir und Wolfgang Schäuble - auch Spitzenpolitiker scheitern mal in ihrer Karriere und finden dann doch den Weg zurück auf die große politische Bühne. Karl-Theodor zu Guttenberg könnte es ihnen nachtun.

Diese Politiker schafften ein Comeback
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Foto: dpa, shp pat

"Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern" — dieses Bonmot wird dem ersten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, Konrad Adenauer, angedichtet. Historiker finden bislang keine Belege dafür, dass er es wirklich auch gesagt hat. Zitiert wird es dennoch gerne. In dem Satz liegt eine gewisse Gelassenheit in Bezug auf die Langlebigkeit des politischen Betriebs. Bürger — und auch Politiker — scheinen ein Kurzzeitgedächtnis zu haben.

Karl-Theodor zu Guttenberg ist nicht der erste Politiker, der sich nach seinem Scheitern vorsichtig den Weg zurück in die Öffentlichkeit bahnt. Augenblicklich unterstützt der ehemalige Verteidigungsminister den Wahlkampf der CSU in Bayern. Vor Anhängern hielt er am Mittwochabend eine Rede — ein Comeback würde zumindest nicht an ihnen scheitern. "Jetzt ist es auch mal irgendwann gut", sagte Guttenberg. Ob und wann er wieder ein politisches Amt annimmt, ist bislang Bestandteil vieler Spekulationen. Und ob es tatsächlich gut ist, entscheidet auch die öffentliche Meinung.

"Ob und wann jemand die Chance auf Rückkehr in den politischen Betrieb hat, hängt einerseits von der Art des Vergehens und andererseits auch von einer gewissen Karenzzeit ab", sagt Thomas Ramge. Der Publizist hat ein Buch über politische Skandale der Bundesrepublik geschrieben. "Es gibt keine objektiven Bewertungskriterien, wie schnell jemandem verziehen wird oder nicht."

Zu Fall gebracht hatte den heute 45-jährigen Guttenberg die Plagiatsaffäre im Jahr 2011. Damals wurde bekannt, dass er Teile seiner Doktorarbeit im Fach Jura abgeschrieben hatte.

Das Wort "Comeback" steht seit 1961 im Duden und bezeichnet den Neubeginn einer Karriere nach einer längeren Pause. Schon viele Politiker haben das vor "KT" Guttenberg geschafft. Franz Josef Strauß (CSU) scheiterte 1962 zur Zeit des Kalten Kriegs als Verteidigungsminister wegen der "Spiegel"-Affäre, später wurde er noch einmal Bundesminister und schließlich bayerischer Ministerpräsident.

Parallele der Fälle Özdemir und Guttenberg

Im Vergleich zu politischen Skandalen aus der Zeit des Kalten Krieges spricht Ramge von "Skandalisierungshektik". Zudem seien die Deutschen besonders streng. Er sieht eine Parallele des Guttenberg-Falls zu dem Grünen-Politiker Cem Özdemir. Der war 2002 unter anderem wegen der Bonusmeilen-Affäre vom Amt des innenpolitischen Sprechers der Grünen-Bundestagsfraktion zurückgetreten. Er hatte bei dienstlichen Flügen gesammelte Bonusmeilen privat eingelöst. 2002 schied Özdemir nach der Wahl auch aus dem Bundestag aus. "Beide Verfehlungen waren vergleichsweise gering, es handelt sich außerdem um Verfehlungen, die viele Bürger - Hand aufs Herz - in ähnlichen Situationen vielleicht auch begehen würden."

Özdemir ging 2004 für die Grünen ins Europaparlament - ein auch in finanzieller Hinsicht lukratives Mandat. "Das Interessante ist, dass seine Partei ihn - ähnlich wie bei Guttenberg - danach nicht fallengelassen hat", sagt Ramge. 2008 — sechs Jahre nach dem Rücktritt — wurde Özdemir neben Claudia Roth an die Parteispitze gewählt. Damit begann sein politisches Comeback in der bundesdeutschen Politik.

"Falls Guttenberg tatsächlich vorhat, wieder in die Politik einzusteigen, hätte er alles richtig gemacht", sagt Ramge. "Indem er sich nach dem Rücktritt vor allem auch international Reputation erarbeitet hat, hat er gezeigt, dass er die Rückkehr in die Politik nicht nötig hätte."

(heif)
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