Ex-Ministerin löst Reinhard Schweppe ab Kabinett bestätigt Schavan als Botschafterin im Vatikan

Berlin · Vergangenes Jahr musste Annette Schavan als Bildungsministerin zurücktreten, weil herauskam, dass sie bei ihrer Doktorarbeit abgeschrieben hatte. Jetzt wechselt die CDU-Politikerin in die Diplomatie. Die Merkel-Vertraute wird Botschafterin beim Vatikan.

Die deutsche Botschaft beim Vatikan gehört zu den Orten, wo sich leben lässt. Ein feines Stück Architektur im römischen Stadtteil Parioli, gebaut zu Beginn der 1980er Jahre im Stil des Stauferkaisers Friedrich II., mit einer Unmenge an Büchern und Gemälden an den Wänden. Gleich in der Eingangshalle der Residenz blickt einem, etwas unzufrieden wirkend, der deutsche Papst Benedikt XVI. entgegen.

Von Sommer an ist hier die neue Arbeitsstelle von Annette Schavan - eine ungewöhnliche Karriere, wenn man bedenkt, dass die CDU-Politikerin vor 15 Monaten wegen "vorsätzlicher Täuschung durch Plagiat" ihren Doktortitel verlor und deshalb auch als Bundesbildungsministerin zurücktreten musste. Die 58-Jährige, immer noch eine enge Vertraute von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), wird Deutschlands neue "Botschafterin beim Heiligen Stuhl". Das Bundeskabinett segnete die Personalie am Mittwoch ab.

Die 58-jährige Katholikin wird die erste Frau auf diesem Posten sein. Die Besonderheit liegt allerdings anderswo: In Deutschland ist es ziemlich ungewöhnlich, dass Politiker auf Botschafterstellen wechseln. Hinzu kommt, dass Schavan nach dem Verlust des Doktortitels wegen einer teilweise abgeschriebenen Dissertation streng genommen auch keinen Hochschulabschluss mehr hat. Sie hatte 1980 ihr Studium mit "Direktpromotion" abgeschlossen.

Im Auswärtigen Amt gab es deshalb einiges Murren über die Personalie, auf die sich Union und SPD insgeheim schon bei ihren Koalitionsverhandlungen im vergangenen Herbst verständigt hatten.
Offiziell begründet wurde die Ernennung auch damit, dass Schavan eine "engagierte und profilierte Katholikin" sei. Zudem lässt sich bei beiden Kritikpunkten darauf verweisen, dass es in der jüngeren deutschen Diplomatie vergleichbare Fälle gab, auch im Vatikan.

Zwischen 1995 und 1997 war dort bereits der CDU-Politiker Philipp Jenninger als Botschafter tätig, der sein Amt als Bundestagspräsident wegen einer umstrittenen Rede zur deutschen NS-Vergangenheit verloren hatte. Und was den fehlenden Hochschulabschluss abgeht: Der grüne Außenminister Joschka Fischer ernannte seinerzeit auch schon Leute zu Botschaftern, die die Universität nicht zu Ende gebracht hatten.

Zu den Gründen für den Missmut mag auch gehören, dass der Posten in Rom zu den bestdotierten Stellen in der deutschen Diplomatie zählt. Bezahlt wird nach Besoldungsgruppe B9, was aktuell einem Grundgehalt von 10 228,76 Euro entspricht - vergleichbar mit dem Gehalt, das Deutschlands Botschafter auf den ganz wichtigen Posten wie Washington, Paris oder Moskau bekommen.

(KNA)
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