Jamaika-Sondierungen Merkel bot Seehofer offenbar Ministeramt an

Berlin · Was wird aus Horst Seehofer? In der CSU tobt ein Machtkampf um seine Ämter. Nach eigenen Angaben wird er dazu gedrängt, Parteichef zu bleiben. Von der Kanzlerin soll er aber auch ein Angebot erhalten haben.

 Angela Merkel und Horst Seehofer (Archiv).

Angela Merkel und Horst Seehofer (Archiv).

Foto: dpa, nar lof

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) soll CSU-Chef Horst Seehofer bei den Sondierungsgesprächen über eine Jamaika-Koalition einen Ministerposten angeboten haben. "Ich bin von der Union und ihrer Vorsitzenden bei den Jamaika-Sondierungen gefragt worden, ob ich für den Fall der Fälle ein Ministeramt übernehmen würde", sagte Seehofer der "Bild am Sonntag". Das habe sich durch das Ende der Gespräche erledigt.

Seehofer hält sich noch offen, ob er Parteichef bleiben will. "Nun werde ich erstaunlicherweise von vielen Parteifreunden mit der Argumentation bedrängt, es sei für Bayern und Deutschland wichtig, dass ich diese Funktion behalte und erneut als Parteichef kandidiere. Das raten mir auch Leute, die mich bisher kritisiert haben. In dieser Frage bin ich aber noch unentschieden", sagte Seehofer.

Der 68-Jährige sagte weiter, er werde einer Verjüngung an der Spitze nicht im Wege stehen: "Ich klammere nicht und arbeite ernsthaft an einer Zukunftslösung für die CSU mit." In der CSU tobt ein Machtkampf um die Führung der Partei und des Freistaats Bayern. Eine Entscheidung soll bis Anfang Dezember fallen.

Seehofer plädierte für eine Neuauflage der großen Koalition. "Ein Bündnis von Union und SPD ist die beste Variante für Deutschland - besser jedenfalls als Jamaika, Neuwahlen oder eine Minderheitsregierung", sagte Seehofer. Er warnte zugleich die SPD davor, zu viele Bedingungen zu stellen. "Ich kann der SPD nur raten, nicht mit überzogenen Forderungen in Gespräche mit der Union zu gehen, sondern realistisch zu bleiben. Eine große Koalition um jeden Preis darf es nicht geben."

Müller hätte Seehofer gerne in Berlin

Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) hat sich bereits dafür ausgesprochen, dass Seehofer Parteichef bleibt und ein politisches Amt in Berlin übernimmt. "Das wäre gut für Bayern und für den Bund", sagte Müller der "Schwäbischen Zeitung ". Der CSU-Chef habe in den Jamaika-Sondierungen sehr gute Arbeit geleistet. "Horst Seehofer hat hochkompetent mit der Kanzlerin verhandelt. Seine Erfahrung ist äußerst wertvoll, um die Situation in Berlin zu stabilisieren."

Müller sprach sich für eine CSU-Doppelspitze aus. "Mit den richtigen Leuten an der Spitze, die sich gegenseitig ergänzen, kann das funktionieren." In Bezug auf den Seehofer-Rivalen und bayerischen Finanzminister Markus Söder sagte Müller, er sei zwar "der Liebling der Landtagsfraktion", nicht aber unbedingt der CSU-Landesgruppe in Bundestag.

(wer)
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