Pro-NRW-Aufmärsche Islamfeinde sorgen für Aufruhr im Ruhrgebiet

Düsseldorf (RPO). Das Ruhrgebiet ist am Wochenende im Ausnahmezustand. Denn die rechte Partei Pro NRW zieht unter dem Motto "Abendland in Christenhand" mit islamfeindlichen Kundgebungen durch die Region. Doch auch zahlreiche Gegendemonstrationen sind geplant. Bereits am Freitag protestierten Hunderte Menschen gegen die Aufmärsche.

Duisburg: Einweihung der größten Moschee Deutschlands
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Sechs Städte waren am Freitag von sogenannten "Mahnwachen" der Rechten gegen eine angeblich drohende Islamisierung vor Moscheen betroffen: Oberhausen, Herten, Gelsenkirchen, Mülheim, Bochum und Essen. Vor der Haci Bayram Moschee in Oberhausen protestierten am Vormittag 400 Bürger mit einem Kulturfest gegen die Kundgebung, an der laut Polizei 33 Personen teilnahmen. In Herten übertönten rund 60 Gegendemonstranten die Redebeiträge der rund 50 Pro-NRW-Aktivisten mit lauter Musik. Zu Zwischenfällen kam es nicht.

SPD-Chef Siegmar Gabriel besuchte am Freitag gemeinsam mit mehreren SPD-Politikern und dem Sänger Peter Maffay aus Protest die betroffenen Gotteshäuser zeitgleich zu den Kundgebungen. Er warnte davor, Pro NRW zu unterschätzen. "Man darf sie nicht überschätzen, aber man darf sie auch nicht unterschätzen", sagte Gabriel am Freitag in der Merkez-Moschee in Gelsenkirchen.

Gabriel erinnerte daran, dass die rechte Partei bei der NRW-Kommunalwahl Mandate errungen habe. Die Menschen sollten sich daher an der Nordrhein-Westfalen-Wahl am 9. Mai beteiligen und demokratische Parteien wählen, "damit diese Typen keine Chance haben".

Kongress in Gelsenkirchen

Nach den "Mahnwachen" vom Freitag will Pro NRW ihr anti-islamisches Wochenende am Samstag fortsetzen. In Gelsenkirchen ist ein Kongress für ein Minarettverbot geplant. Oberbürgermeister Frank Baranowski rief in seiner Kolumne auf der Internetseite der Stadt zum Gegenprotest auf. "Es geht in den nächsten Tagen darum, klar zu machen, dass die muslimischen Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener nicht allein gelassen werden, wenn am Freitag vor ihren Moscheen ein hetzender Mob auftaucht. Deswegen ist mein Platz an diesem Tag an der Seite der Gläubigen in der Moschee", schrieb er.

Ab dem frühen Morgen will das "Bündnis gegen Rechts Gelsenkirchen" gegen die Konferenz protestieren. Mit gewaltfreien Massenaufmärschen wolle man die Konferenz verhindern, teilt das Bündnis auf seiner Webseite mit. Ab zehn Uhr sind zudem Kundgebungen und Kulturveranstaltungen geplant. Auch die Grünen und die Linken beteiligen sich an dem Protest.

Schwerpunkt der Aufmärsche des Wochenendes wird allerdings Duisburg sein. Dort hat Pro NRW für Sonntag einen "Sternmarsch" zur größten Moschee Deutschlands angekündigt. Auch die Gegenseite ist aktiv. Für Samstag und Sonntag sind fast 40 Demonstrationen und Kundgebungen im Duisburger Stadtteil Marxloh und in der Innenstadt angemeldet. Mehrere Tausend Teilnehmer werden erwartet. Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) rief alle Bürger zur Teilnahme an den Gegendemonstrationen auf. SPD-Chef Gabriel will sich ebenfalls daran beteiligen.

Den Aufruhr nutzt zudem die NPD für ihre Zwecke. Denn die rechtsextreme Partei hat für das Wochenende ebenfalls eine Kundgebung und einen Aufmarsch in Duisburg angemeldet. Ihre Demonstration am Sonntag verläuft zeitgleich auf einer nahe verlaufenden Route ebenfalls Richtung Moschee.

Scharfe Kritik der Kirche

Der Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Köln kritisierte die antimuslimischen Aktionen scharf. "Mit aller Entschiedenheit" weise der Rat den Versuch der Gruppierung zurück, "zum wiederholten Male die Gesellschaft zu spalten", erklärte der Rat am Freitag in Köln. "Auf Schärfste wenden wir uns gegen eine Vereinnahmung des Christentums und seiner Symbole."

Der Laienrat wandte sich gegen eine Propaganda, "die Menschen ausgrenzt, Ressentiments in der Bevölkerung schürt und die Polarisierung der Gesellschaft zum Ziel hat". Diese Haltung sei mit dem christlichen Menschenbild nicht vereinbar. Das Motto widerspreche der Idee eines säkularen und freiheitlichen Rechtsstaates sowie dem Recht auf Religionsfreiheit. Das von "pro NRW" geplante sogenannte Anti-Islamisierungswochenende sei ein "Schlag ins Gesicht unserer Demokratie".

(das/tim)
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