Ärger um Flüchtlings-Knigge in Hardheim "Unsere Notdurft verrichten wir ausschließlich auf Toiletten"

Hardheim · Bundesinnenminister Thomas de Maizière kritisierte das Verhalten mancher Flüchtlinge. CDU-Vize Julia Klöckner sagte, Neuankömmlinge müssten sich an Regeln halten. Eine Gemeinde in Baden-Württemberg geht sogar noch einen Schritt weiter: Sie hat einen Online-Knigge für die Neuankömmlinge ins Netz gestellt.

Das ist das Milliarden-Paket der Bundesregierung zur Flüchtlingshilfe
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Foto: dpa, shp

"Liebe fremde Frau, lieber fremder Mann!" — mit diesen Worten beginnt der Leitfaden, den die Gemeinde Hardheim am Dienstag auf ihre Webseite gestellt hat. Willkommen, heißt es weiter. Und dann: "Nun liegt es an Ihnen, dass sie nicht fremd bleiben in unserem Land, sondern ein Zusammenleben zwischen Flüchtlingen und Einwohnern erleichtert wird."

Damit das auch gelingt, folgen direkt im Anschluss dutzende Regeln, an die sich die Flüchtlinge halten sollen. Neben dem Erlernen der deutschen Sprache, der hier geltenden Religionsfreiheit oder der Gleichheit von Mann und Frau sind dort auch Sätze zu lesen wie:

  • "Unsere Notdurft verrichten wir ausschließlich auf Toiletten, nicht in Gärten und Parks, auch nicht an Hecken und hinter Büschen."
  • "In Deutschland bezahlt man erst die Ware im Supermarkt, bevor man sie öffnet."
  • "Mädchen und junge Frauen fühlen sich durch Ansprache und Erbitte von Handy- Nr. und facebook- Kontakt belästigt. Bitte dieses deshalb nicht tun!"
  • "Den Müll oder Abfall entsorgt man in dafür vorgesehenen Mülltonnen oder Abfalleimer."
  • "In Deutschland wird Wasser zum Kochen, Waschen, Putzen verwendet."

In den sozialen Netzwerken wird der Online-Knigge von Hardheim seither rege diskutiert. Da heißt es etwa:

Ein anderer schreibt:

Im baden-württembergischen Hardheim leben rund 4600 Menschen, zusammen mit den Ortsteilen knapp 7000. Flüchtlinge wurden rund 1000 untergebracht, wie Stern TV Ende September berichtete. Bürgermeister Volker Rohm sah die Überlastungsgrenze für die Kommune damit erreicht, wenn nicht sogar überschritten, berichtete das Magazin.

In dem Bericht ging es auch um Ängste und Ärger von Einwohnern bezüglich der neuen Einwohner. Ob das Bürgermeisteramt aus diesem Grund den "Leitfaden dür Flüchtlinge" auf ihre Webseite gestellt hat, ist nicht bekannt. Ein Anfrage unserer Redaktion bei Bürgermeister Rohm blieb bislang unbeantwortet.

Da der Leitfaden nur auf Deutsch auf der Webseite steht, hat die Gemeinde inzwischen den Hinweis ergänzt, dass er "in vereinfachter Form in den verschiedenen Landessprachen" vor Ort den Flüchtlingen "näher gebracht" werde.

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(das)
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