Ex-Vize Hans-Olaf Henkel "Die AfD wird abstürzen"

Düsseldorf · Der frühere Vize der Alternative für Deutschland, Hans-Olaf Henkel, sieht bei der "Einthemen-Partei" eine Entwicklung "in Richtung NPD".

 Hans-Olaf Henkel trat 2015 aus der AfD aus.

Hans-Olaf Henkel trat 2015 aus der AfD aus.

Foto: dpa, jka fpt lre

Herr Henkel, ist die AfD, die Sie mitgegründet haben, eine rechtsradikale Partei?

Henkel Das ist ein schleichender Prozess. Der Trend in Richtung NPD ist unverkennbar.

Woran machen Sie das fest?

Henkel An den Äußerungen der handelnden Personen. Darüber wird ja viel berichtet.

Wer hat in der AfD das Sagen? Frauke Petry, Marcus Pretzell oder beide?

Henkel Ich vermute, beide nicht mehr. Es sind Leute wie Björn Höcke und Alexander Gauland, die das Sagen haben.

Trifft es zu, dass die AfD das ausspricht, was in bürgerlich-konservativen Kreisen gedacht wird?

Henkel Teilweise ja. Bei Gründung der AfD hatten wir das Thema Euro auf die Tagesordnung gesetzt und festgestellt, dass man in Deutschland nur unter vier Augen die Europolitik der Bundesrepublik kritisieren darf. Das ist immer noch so. Alternativen zur Europolitik sind tabu. Da inzwischen die gesamte ökonomische Kompetenz zu Alfa übergelaufen ist, sind nur wir noch glaubhaft an dieser Front tätig.

Woran liegt es denn dann, dass Ihre "Allianz für Fortschritt und Aufbruch" (Alfa) in Umfragen kaum eine Rolle spielt?

Henkel Die Medien richten ihr Interesse derzeit hauptsächlich auf die AfD. Sie war eigentlich schon politisch am Ende, ist aber durch die Flüchtlingspolitik von Angela Merkel nach oben gespült worden. Die Medien nehmen uns nicht wahr, und deshalb tauchen wir nicht in den Umfragen auf, und da wir in den Umfragen nicht auftauchen, berichten sie nicht über uns. Wir sind jetzt dabei, diesen Teufelskreis zu durchbrechen.

Von AfD-Gründer Bernd Lucke, der jetzt Alfa-Chef ist, hört man kaum etwas. Woran liegt das?

Henkel Es liegt nicht an uns, sondern an den Medien. Aber es ändert sich jetzt etwas. Wir werden jetzt wieder in Talkshows eingeladen, geben Interviews und halten viele Vorträge. Wir werden langsam an Bedeutung gewinnen, während die AfD, die zu einer Einthemen-Flüchtlingspartei verkümmert ist, irgendwann an Bedeutung verlieren wird.

Glauben Sie, dass das Hoch der AfD bis zu den drei Landtagswahlen im März anhält?

Henkel Ja. Das ist zu befürchten. Das wird der Höhepunkt für diese Partei werden. Es kommen ja täglich immer noch Tausende von Flüchtlingen zu uns. Daran wird sich bis März nichts ändern. Danach wird die AfD abstürzen und verkümmern - so, wie es einst den Republikanern in Baden-Württemberg ergangen ist. Alfa wird sich langsam aber sicher nach oben entwickeln und bleiben. Angesichts des enormen Linksrucks von Frau Merkel und des gewaltigen Rechtsrucks der AfD besteht in der Mitte ein riesiger Platz für eine neue Partei, und den wollen wir einnehmen.

Was empfehlen Sie in der aktuellen Flüchtlingspolitik?

Henkel Frau Merkel hat uns in eine Sackgasse manövriert. Es ist nicht so leicht, da wieder herauszukommen. Alfa tritt für eine flexible Obergrenze ein, die sich an den Kapazitäten aller Kommunen bemisst. Die Städte müssen sagen, wie viele Menschen sie noch aufnehmen können. Das wäre ein basisdemokratisches System, das zu mehr Akzeptanz bei den Bürgern führen würde; es würde auch den unterschiedlichen Bedingungen in den Städten Rechnung tragen. Wenn durch Abschiebung neuer Platz entsteht, sollten wir uns die Flüchtlinge aussuchen.

Warum?

Henkel Derzeit sind rund 70 Prozent der Flüchtlinge Männer. Das führt nicht nur hier zu Lande zu Problemen, sondern die zurückgelassenen Mütter, Frauen, Töchter und Schwestern sind darüber hinaus besonderen Gefahren ausgesetzt. Diese Frauen und Mädchen sollten wir hereinlassen, und nicht die Männer, die meist nur aus ökonomischen Gründen zu uns kommen wollen. Der jetzt gerade erzielte Asylkompromiss sorgt für das genaue Gegenteil: Frauen und Mädchen müssen zu Hause bleiben, gegen den Zuzug der vielen Männer wird aber nichts getan.

(RP)
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