Früherer Fraktionschef Gregor Gysi fordert wieder mehr Einfluss bei Linken ein

Berlin · Der frühere Linken-Fraktionschef Gregor Gysi liegt im Streit mit seinen Nachfolgern Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch. Er fordert wieder mehr Einfluss.

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Das ist Gregor Gysi

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Foto: dpa/Martin Schutt

In einem Brief an den Fraktionsvorstand der Linkspartei soll Gysi laut "Bild"-Zeitung eingefordert haben, entweder wieder "eine gewichtige Rolle in Partei und Fraktion" zu bekommen oder hinzuschmeißen. Zudem zeige er sich enttäuscht, dass er seit dem Wechsel im Fraktionsvorsitz "kein einziges Mal mehr im Bundestag gesprochen" habe.

Im vergangenen Oktober hatte sich Gysi nach langem parteiinternem Streit von der Fraktionsspitze verabschiedet und an Wagenknecht und Bartsch übergeben. Fast 25 Jahre lang prägte Gysi die PDS und später die Linkspartei, war zehn Jahre Chef der Fraktion, anfangs gemeinsam mit Oskar Lafontaine. Immer wieder hatte Gysi versucht, Sahra Wagenknecht als Fraktionschefin zu verhindern. Angesichts ihres Linksaußen-Kurses fürchtete Gysi um den Zusammenhalt seiner Partei.

Laut "Bild"-Bericht soll der 68-Jährige nun drei Szenarien vorgeschlagen haben: Entweder wolle er in seiner Partei künftig "zumindest in großen Zügen" für Europa zuständig sein oder im Bundestag als erster seiner Partei auf Regierungserklärungen der Kanzlerin antworten dürfen. Insgesamt wolle Gysi dann mindestens sechs Reden im Bundestag halten, heißt es demnach in dem zitierten Schreiben. Als dritte Option bleibe, dass er keine Rolle mehr im Bundestag spiele, soll Gysi geschrieben haben.

Würde er 2017 hinwerfen, könnte das aber vor allem machtorientierte Linke gegen Wagenknecht aufbringen. Gysi hatte sich stets für eine Koalition mit der SPD im Bund eingesetzt. Wagenknecht hingegen warnte wiederholt vor dem Bündnis. Zuletzt hatte jedoch auch Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow Kritik an Wagenknecht geäußert. Mit Blick auf die steigenden Umfragewerte der rechtspopulistischen AfD hatte Ramelow Vertreter seiner Partei kritisiert, die versuchten, "die Tonlage der AfD zu imitieren". Wagenknecht hatte gesagt, die Linke habe sich für den Flüchtlingskurs der Regierung "mitverhaften lassen".

Linken-Chef Bernd Riexinger versucht nun zu beschwichtigen. "Es wäre verwunderlich, wenn innerhalb der Linken nicht auch über die Wahlergebnisse der drei Landtagswahlen diskutiert würde", sagte er unserer Redaktion. Kritik an Einzelpersonen erteilte er jedoch eine Absage, das habe "in dieser Debatte nichts verloren". Bodo Ramelow habe ihm deshalb versichert, dass er niemanden angreifen wolle. Und bezogen auf Gysis Brief sagte Riexinger: "Es ist kein Geheimnis dass ich mich freue, wenn Gregor Gysi uns erhalten bleibt. Über seine künftigen Aufgaben diskutiert der Fraktionsvorstand zeitnah und berücksichtigt dabei die Vorschläge von Gregor Gysi."

(jd)
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