Parteien gründen Gesprächskreis "Kartoffelküche" CDU und FDP rücken wieder zusammen

Berlin · Nach dem Aus von Schwarz-Gelb im Bund und in vielen Ländern wollen CDU und FDP ihre Gemeinsamkeiten neu verorten. Dafür gibt es einen Kreis.

  "Es geht nicht um eine Koalitionsaussage, aber es ist ein politisches Signal", sagt Kampeter.

"Es geht nicht um eine Koalitionsaussage, aber es ist ein politisches Signal", sagt Kampeter.

Foto: dapd, Philipp Guelland

Die Bürger zeigen sich unzufrieden mit dem Start der großen Koalition. Da basteln Politiker von CDU und FDP, die Schwarz-Gelb immer für ein gutes Bündnis hielten, an einer gemeinsamen neuen Perspektive. Diese soll in dem Gesprächskreis "Kartoffelküche" ausgelotet werden.

"Ich bedauere sehr, dass manche in der Union meinen, jetzt müsse man nur noch auf die SPD und die Grünen gucken", sagte Steffen Kampeter, Parlamentarischer Staatssekretär im Finanzministerium. "Ich bin erschrocken, wie manche glauben, Union und FDP, das sei ein abgeschlossenes Kapitel", betonte der CDU-Mann.

Kampeter rief gemeinsam mit dem früheren Parlamentsgeschäftsführer der FDP-Fraktion im Bundestag, Otto Fricke, die "Kartoffelküche" ins Leben. Der Name der neuen Runde wurde bewusst in Anlehnung an die bürgerliche Küche gewählt. "Wir wollen uns Kartoffelküche nennen, weil wir meinen, dass aufgewärmte Pizza nicht schmeckt", sagte Kampeter mit Seitenhieb auf die wiederbelebte Runde schwarz-grüner Politiker.

"Nach der Wahl Gesprächsfaden nicht verlieren"

Der neue Gesprächskreis soll das Verhältnis der beiden Parteien, die zuletzt vor allem durch öffentlichen Streit auffielen, neu verorten. "Vielleicht haben wir in der letzten Zeit zu viel regiert und zu wenig miteinander gesprochen", räumte Kampeter ein. Der Kreis soll 15 bis 30 Mitglieder versammeln. Ein erstes Treffen soll zeitnah in Berlin oder Düsseldorf stattfinden.

Als Gast wurde Prälat Karl Juisten angefragt. Als Mitglieder des Kreises zugesagt haben zum Beispiel die Parlamentarische Staatssekretärin im Gesundheitsministerium, Annette Widmann-Mauz, und der aus Niedersachsen stammende EU-Parlamentarier Burkhard Balz (beide CDU). Von den Liberalen wollen die früheren Bundestagsabgeordneten Gisela Piltz aus NRW und Hartfrid Wolff aus Baden-Württemberg mitmachen.

"Es geht darum, dass wir nach dieser Bundestagswahl und nach verletzendem Verhalten von beiden Seiten den Gesprächsfaden nicht verlieren", sagte Fricke. Er verwies auch darauf, dass es den beiden Finanzexperten daran gelegen sei, breit gesellschaftliche Themen und Themen aus allen politischen Bereichen zu diskutieren. Fricke sagte: "Es geht darum, was wir unter einem modernen aufgeklärten Bürger verstehen."

Kampeter: "Geht nicht um eine Koalitionsaussage"

Kampeter formulierte es so: "Wir wollen definieren, was im Zeitalter der Globalisierung eigentlich Bürgerlichkeit bedeutet." Es gehe um die Grundfragen im Verhältnis vom Bürger zum Staat und damit auch um Fragen außerhalb des parlamentarischen Prozesses.

Als Vorgespräche für eine neue Koalition wollen Kampeter und Fricke den Kreis nicht verstanden wissen. Die Union koaliere mit jedem, und die Liberalen seien so frei wie nie, meinte Fricke. Kampeter erklärte: "Es geht nicht um eine Koalitionsaussage, aber es ist ein politisches Signal."

(RP)
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