60 Prozent der Ankömmlinge sind minderjährig Vor allem Kinder brauchen unsere Hilfe

Meinung | Berlin · Bis Ende 2014 sind fast 18.000 unbegleitete Kinder und Jugendliche in Deutschland angekommen. Kinder, die sich oft alleine auf den Weg in die Sicherheit gemacht haben oder unterwegs ihre Eltern und Geschwister verloren haben. Viele Kinder kommen auch mit ihren Familien.

Flüchtlinge: 60 Prozent der Ankömmlinge sind minderjährig
Foto: afp, ak/QL

Die Solidarität mit den Flüchtlingen muss vor allem den Reems und Mohammeds dieser Welt gelten, die wie alle Kinder Wünsche, Hoffnungen und Träume haben.

Die Bundesregierung hat nun einen Gesetzentwurf vorgelegt, der die Bundesländer verpflichtet, unbegleitete Flüchtlingskinder aufzunehmen und für eine angemessene Unterbringung zu sorgen. Oft ist es so, dass diese Kinder in Heime kommen, wo sie mit deutschen Kindern unter einem Dach leben — mit allen sozialen Problemen.

Der Kinderschutzbund fordert deswegen, Kompetenzzentren für diese traumatisierten Flüchtlingskinder zu schaffen. Anstatt sie jedoch in eigens dafür errichtete Heime zu stecken, muss erst an das Mitgefühl der Bevölkerung appelliert werden. Ein Kind sollte in einer Familie aufwachsen, wo es Zuneigung und Aufmerksamkeit erfährt, Wärme und Nähe. So kann es sich von dem Erlebten erholen.

Große Städte wie München, Hamburg oder Berlin sind mit der Zahl der minderjährigen Migranten ohne Begleitung überlastet. Auf einen amtlichen Vormund in den Jungendämtern kommen manchmal zwischen 50 und 100 Mündel. Individuelle Betreuung und Zuwendung sind so nicht möglich.

Deswegen ist es wichtig, die Regeln und Voraussetzungen für eine gesetzliche Vormundschaft zu lockern. All jene Menschen, die sich in der Lage fühlen, für ein fremdes Kind zu sorgen, sollten auch die Gelegenheit dazu erhalten.

Natürlich braucht es auch eine fachgerechte psychologische Betreuung — übrigens für alle Flüchtlinge und ihre Kinder. Auch dafür haben die Jugendämter und öffentlichen Heime nicht genug Personal. Kinder brauchen feste Strukturen im Alltag, sie müssen sobald wie möglich Deutsch lernen, Schulen und Kindergärten besuchen. Unsere Gesellschaft kann daran wachsen, wenn sie diese Kinder aufnimmt.

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Sie sind zudem eine Chance, den demografischen Wandel zu korrigieren. das meint auch der Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes. Und wenn die Kinder- und Jugendlichen, die jetzt bei uns Schutz suchen, irgendwann einmal zurück in ihre Länder gehen, haben wir ihnen das größte Geschenk gemacht: denn gute Bildung ist die Basis für ein gutes Leben.

(heif)
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