Freizeit statt Hausarbeit Familienbericht kritisiert deutsche Mütter

Berlin (RP). Eine streitbare These: Andere Europäerinnen bekommen mehr Kinder, sind häufiger berufstätig, verbringen aber nicht weniger Zeit mit ihren Kindern als deutsche Mütter. Der 600 Seiten dicke Familienbericht, der heute veröffentlicht wird, enthält diese provokative Kritik: "Die geringste Präsenz am Arbeitsmarkt findet sich bei deutschen Müttern, die diese gewonnene Zeit aber nicht in Hausarbeit investieren, sondern in persönliche Freizeit."

Kinder pro Frauen im europäischen Vergleich
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Kinder pro Frauen im europäischen Vergleich

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Foto: rpo

Mütter aus Frankreich, Schweden, Norwegen und Finnland verbrächten ähnlich viel Zeit mit ihren Kindern wie deutsche Frauen, heißt es. Es seien zwei bis zweieinhalb Stunden pro Tag. Mit zwei Stunden und 18 Minuten lägen deutsche Mütter im Mittelfeld.

Die Familienpolitik läuft nach Ansicht der Experten seit Jahren in eine falsche Richtung. Den Verantwortlichen sei es weder gelungen, die Geburtenrate zu steigern noch die Kinderarmut zu bekämpfen. Im Gegenteil: Die Zahl der Kinder, die am Existenzminimum leben wächst. Die Geburtenrate ist auf nun 1,3 Kinder pro Frau gesunken. Kritisiert wird im Familienbericht auch das Durcheinander zahlreicher familienpolitischer Instrumente. 150 Milliarden Euro fließen jährlich in die Familienpolitik.

"Die finanziellen Aufwendungen haben bis heute nicht dazu beigetragen, dass junge Erwachsene in gleicher Weise wie in Frankreich, Dänemark, Schweden, den Niederlanden und Großbritannien Kinder als Teil einer gemeinsamen Lebensplanung begreifen", heißt es in dem Bericht, der unserer Zeitung vorliegt.

Galt lange Zeit die schwierige Vereinbarkeit von Familie und Beruf als wichtiger Grund, warum die Menschen ihre Kinderwünsche nicht realisieren, sehen die Experten nun mit Sorge, dass auch der Wunsch nach Kindern sinkt. Während in anderen europäischen Ländern "die ideale Familie aus der Sicht der 20- bis 34-Jährigen Frauen im statistischen Mittel 2,5 Kinder umfassen sollte, sind es in Ostdeutschland 1,6 und in Westdeutschland 1,7 Kinder".

(Rheinische Post)
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