Guerilla-Handkuss in Berlin Es gibt doch noch Merkel-Verehrer

Berlin (RP). Er wird wohl ein paar Tage der Star der Schule sein: Bundeskanzlerin Angela Merkel wurde bei einem Besuch der Lise-Meitner-Schule in Berlin von einem Schüler mit einem stürmischen Handkuss begrüßt. Für die Kanzlerin sicherlich eine willkommene Auszeit vom Ärger, dem sie derzeit in der Union ausgesetzt ist.

Schüler überrascht Merkel mit Handkuss
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Mehrfach haben in den vergangenen Tagen Unions-Politiker die Kanzlerin scharf kritisiert und ihr Profillosigkeit vorgeworfen. Zum Wochenbeginn verschärft sich der Streit um die Kanzlerin weiter. Die Menschen wüssten nicht, für "welche Politik die CDU steht", bemängelte der Vorsitzende der baden-württembergischen CDU-Landtagsfraktion, Stefan Mappus, im Gespräch mit unserer Redaktion. Er blicke deshalb mit Sorge auf die nächste Bundestagswahl. Es gebe wohl niemanden, so Mappus mit Blick auf die jüngsten Meinungsumfragen, der ein Ergebnis von 35 Prozent "als Erfolg bezeichnet".

CSU-Landesgruppenchef Peter Ramsauer kündigte eine härtere Gangart gegenüber der CDU an, zugleich wurden die Rufe nach Geschlossenheit lauter. Die SPD warnte die Union davor, durch ihre interne Debatte die Handlungsfähigkeit der Regierung zu gefährden.

Während sich die Union die Köpfe heißredet, besuchte Merkel am Montag die Lise-Meitner-Schule in Neukölln. Anlass war der bundesweite EU-Projekttag 2009. Beim Gang über den Hof näherte sich unauffällig ein junger Verehrer und überraschte die Regierungschefin mit einem klassischen Handkuss. Die Kanzlerin reagierte sichtlich amüsiert über so viel Galanterie. Dass der Handkuss allerdings nicht formvollendet ausfiel, beweist unsere Bilderstrecke.

Merkel verriet den Schülern, worauf sie sich im hektischen Politikeralltag insgeheim am meisten freut: "Wenn man soviel unterwegs ist, lernt man sein eigenes Bett unheimlich schätzen", so die Kanzlerin. Je älter man werde, desto mehr sei das wohl so. International unterwegs zu sein, gefalle ihr aber gut.

Zwischen den europäischen Staats- und Regierungschefs gebe es eine vertraute Atmosphäre, berichtete die Kanzlerin. Nach den technischen Problemen mit ihrem Flugzeug auf dem Weg zum EU-Krisengipfel in Brüssel letzte Woche habe sie einige Kollegen per SMS über ihre Verspätung informiert. Nach ihrem Eintreffen hätten sich viele besorgt bei ihr erkundigt. Merkel hatte in Hannover außerplanmäßig landen und in ein anderes Flugzeug umsteigen müssen.

Merkel diskutierte mit Schülern in lockerer Atmosphäre über Europa. Ganz verschont vom täglichen Ärger wurde sie dabei allerdings nicht. Auch Fragen zu Opel wurden laut. Neues war der Kanzlerin nicht zu entlocken. Die Bundesregierung prüft und will eine Entscheidung treffen, von der die meisten Menschen den größten Nutzen haben.

Merkel nahm den EU-Projekttag zum Anlass, die Staaten der Europäischen Union dazu aufzurufen, in der Wirtschaftskrise gemeinsam zu handeln. Man dürfe "nicht so denken wie im Kleingarten", sagte Merkel am Montag zur Kritik, der Großteil der Abwrackprämie werde nicht für den Kauf deutscher Autos zur Verfügung gestellt.

(RP)
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