Berlin Empörung über Anschlag auf Polizisten

Berlin (RPO). Politiker zahlreicher Parteien haben empört auf den Anschlag mit einem Sprengsatz auf Polizisten bei einer Demonstration in Berlin reagiert. Alle im Berliner Abgeordnetenhaus vertetenen Parteien verurteilten den Vorfall in einer gemeinsamen Erklärung. Auch Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU), Berlins Innensenator Erhart Körting (SPD) und Linkspartei-Chef Klaus Ernst zeigten sich bestürzt. Die Ermittler haben währenddessen drei Männer als Tatverdächtige im Visier.

Polizei-Statistik: Die Kriminalität in Duisburg im Detail
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Foto: Archiv

Die Fraktionschefs von SPD, CDU, Grünen, Linken und FDP im Berliner Abgeordnetenhaus bezeichneten den Vorfall in ihrer Erklärung als "eine neue Eskalationsstufe der Brutalität gegen Polizeibeamte", die nicht zu rechtfertigen sei. Die Straftäter müssten mit allen rechtsstaatlich zur Verfügung stehenden Mitteln verfolgt und zur Verantwortung gezogen werden. Wer derart kriminell handele, schade dem Anliegen von Demonstrationen. Den Opfern des Anschlages gelte die volle Unterstützung und Solidarität.

Körting sprach von einem "ungeheuerlichen Vorgang". Die Täter hätten schwerste Verletzungen von Menschen in Kauf genommen. Polizeibeamte hätten zudem berichtet, dass sich in unmittelbarer Nähe des Tatortes Familien mit Kinderwagen aufgehalten hätten. Körting sagte, er sei überzeugt, dass die Täter aus "reiner Lust an Gewaltanwendung" gehandelt hätten und nicht politisch motiviert waren.

Linke distanzieren sich von Gewalt

Linke-Vorsitzender Ernst sagte, seine Partei distanziere sich von jeglicher Gewalt. Solche Anschläge seien "nicht hinnehmbar". Er warf den Gewalttätern vor, sie diskreditierten das Anliegen solcher Demonstrationen, indem sie von den Inhalten ablenkten. "Die Polizisten sind nicht die Gegner", betonte der Linke-Vorsitzende. Gegner sei die Regierung und ihre unsoziale Politik.

Indes haben die Ermittler drei Verdächtige im Visier. Polizeipräsident Dieter Glietsch sagte am Montag, der Verdacht gegen zwei 21-Jährige und einen 33 Jahre alten Mann, die bereits zwei Stunden nach dem Vorfall festgenommen wurden, bestehe weiterhin. Die Beweise gegen die Männer aus Berlin und Brandenburg reichten derzeit nicht aus, um sie einem Haftrichter vorzuführen. Sie seien noch in der Nacht zum Sonntag wieder entlassen worden.

Bei Wohnungsdurchsuchungen hätten Beamte "größere Mengen zugelassener und nicht zugelassener pyrotechnischer Gegenstände" sichergestellt, sagte Glietsch. Die Ermittlungen des Staatsschutzes dauerten an. Laut Glietsch werden noch Ton- und Bildaufzeichnungen von der Demonstration ausgewertet.

Der Sprengsatz wurde den Angaben zufolge aus dem sogenannten antikapitalistischen Block des Demonstrationszugs heraus geworfen. An der Demonstration des Bündnisses "Wir zahlen nicht für eure Krise" hatten am Samstag in Berlin rund 20.000 Menschen teilgenommen. Etwa 450 Personen seien schwarz gekleidet und mit Sonnenbrillen getarnt gewesen, sagte Glietsch. Sie würden der gewaltbereiten linken Szene zugerechnet.

Zwei schwer verletzte Polizisten

Durch die Wucht der Detonation wurden nach Angaben des Polizeipräsidenten zwölf Polizisten verletzt, zwei von ihnen schwer. Ursprünglich hatte die Polizei von insgesamt 15 verletzten Beamten gesprochen. Die beiden Schwerverletzten im Alter von 36 und 47 Jahren erlitten den Angaben zufolge bis zu sechs Zentimeter tiefe Schnittwunden an den Beinen und mussten operiert werden. Laut Glietsch können sie voraussichtlich am Dienstag aus dem Krankenhaus entlassen werden.

Um welche Art Sprengsatz es sich gehandelt hatte, ist den Angaben zufolge weiterhin unklar. Laut Glietsch hatten aber mehrere Zeugen bestätigt, dass es sich um einen "nicht normalen pyrotechnischen Gegenstand" gehandelt hatte, sondern wahrscheinlich um einen "von Hand veränderten oder verstärkten" Sprengsatz.

Auch der Internetfahndungs-Dienstleister Pan Amp AG identifizierte den Sprengsatz als selbstgebaute Splitterbombe. Diese basiere auf zwei Anleitungen eines Berliner Internet-Forums, das sich mit der Herstellung von Zündern und Sprengstoffen beschäftige und von einem jungen Berliner Linksextremisten betrieben werde.

(DDP/felt)
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