Diplomatie beim G20-Gipfel Wie Merkel den großen Streit weglächelt

Selten waren sich die Staats- und Regierungschefs bei einem Gipfel so wenig einig, wie bei G20 in Hamburg. Kanzlerin Merkel empfängt die Staats- und Regierungschefs dennoch voller Zweckoptimismus.

G20-Gipfel 2017: Angela Merkel begrüßt die Teilnehmer
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Angela Merkel begrüßt die G20-Teilnehmer

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Foto: afp

Während auf Hamburgs Straßen die Autos brennen, läuft in den Messehallen das Empfangs-Defilee für den G20-Gipfel. Dabei geht es ein wenig zu wie bei Hofe. Kanzlerin Angela Merkel steht neben den Flaggen von Deutschland, Europa und der weißen Fahne mit dem Kreuzknoten als Symbol dieses Weltgipfels. Der Begriff Defilee leitet sich vom französischen Wort "fil", der Faden, her. So laufen die mächtigsten Menschen der Welt wie auf einen Faden aufgezogen über den roten Teppich und treten einer nach dem anderen vor Merkel, die an diesem Tag lächelt und Hände schüttelt, als könne sie damit die Probleme der Welt lösen.

Eigentlich ist die Kanzlerin dafür bekannt, dass man ihr jede Gefühlsregung ansieht. An diesem Tag lässt sie sich keinerlei Missmut anmerken. Sie begrüßt den türkischen Präsidenten Erdogan, mit dem es unüberbrückbare Differenzen in Fragen von Demokratie und Menschenrechte gibt, mit einem herzlichen Lächeln. Auch der US-Präsident, ihr Gegenspieler in Klima-Fragen, wird mit einem festen Händedruck und einem fröhlichen Lächeln willkommen geheißen. Der Aufritt mit dem neuen französischen Präsidenten Macron gerät gar, als pflege man seit Jahren ein inniges Verhältnis. Die Küsschen, rechts und links über die Wange gehaucht, gehören zur französischen Kultur. Merkel und Macron tauschen sie aus wie echte Freunde.

Merkel mahnt "ordentliches Arbeiten" an

Bei der Eröffnung der Gesprächsrunde über die Wirtschafts- und Handelsthemen mahnt die Kanzlerin, diejenigen, die bei dem Gipfel nicht dabei seien, erwarteten, "dass wir hier ordentlich arbeiten". Das war der klare Hinweis an alle Teilnehmer, sich in ihren Positionen mehr zu bewegen, da wichtige Punkte im geplanten Abschlusspapier immer noch in eckigen Klammern stehen. Die eckigen Klammern setzen die Unterhändler bei allen Punkten, bei denen sich die Gipfelteilnehmer nicht einig sind.

Die deutsche Kanzlerin ergreift auch die Gelegenheit, das Symbol des Gipfels zu erklären: der Kreuzknoten - ein Seefahrer-Knoten passend zur Hansestadt Hamburg. Je größer die Belastung sei, desto fester ziehe er sich zu. Eben dieser Effekt, dass die Weltenlenker unter dem Druck der globalen Probleme enger zusammenrücken, will sich bislang nicht einstellen.

(qua)
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