Genossen stellen Minister vor Die neue Demut der SPD

Meinung · Die SPD hat am Freitag ihre Regierungsmannschaft für die neue große Koalition vorgestellt. Auffällig dabei war die zur Schau getragene Demut. Nicht etwa der Union gegenüber – sondern dem Wähler.

Die SPD hat am Freitag ihre Regierungsmannschaft für die neue große Koalition vorgestellt. Auffällig dabei war die zur Schau getragene Demut. Nicht etwa der Union gegenüber — sondern dem Wähler.

Andrea Nahles wirkte frisch, ausgeruht und stolz, als sie die sechs neuen SPD-Kabinettsmitglieder auf die Bühne im Willy-Brandt-Haus rief. Für jeden gab es warme Worte, für jeden einen Moment der Inszenierung vor den Kameras. Gemessen an früheren Präsentationen dieser Art wirkte die kleine Parade am Freitag jedoch geradezu bescheiden.

Mal abgesehen von dem merkwürdigen Umstand, dass keine Fragen von Journalisten zugelassen wurden, war es zu spüren: Die SPD zeigte sich demütig mit ihrer Groko-Mannschaft. Demütig nicht etwa vor dem Koalitionspartner — auch wenn Nahles ihren "In die Fresse"-Satz sicher nicht wiederholen würde — sondern demütig vor allem vor dem Wähler.

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Foto: dpa/Michael Kappeler

Der erwartet von der SPD erfolgreiche Regierungsarbeit. Keine Show. Und er erwartet auch im Fall der SPD frischen Wind. Den gibt es mit der neuen Mannschaft. Kein Ministerposten blieb so besetzt wie zuvor. Von Erneuerung kann gleichwohl nur in Teilen gesprochen werden: Hubertus Heil gehört trotz seines Alters von nur 45 Jahren seit einer gefühlten Ewigkeit zum Inventar der deutschen Sozialdemokratie. Erfahrung braucht es eben auch.

Ihm und den meisten seiner Parteifreunde am Kabinettstisch ist zuzutrauen, dass sie die Rolle der neuen SPD-Maschinisten zuverlässig übernehmen werden. Sie sind dazu verdammt, im Regierungsalltag Erfolg an Erfolg zu reihen, damit die SPD nicht weiter an Zustimmung einbüßt. Bergauf, das lehrt die Erfahrung aus den vergangenen Jahren, geht es damit jedoch kaum.

Und so bleibt an Nahles als künftiger Partei- und Fraktionschefin sowie ihrem Generalsekretär Lars Klingbeil die Hauptlast hängen, die SPD einer Kernsanierung zu unterziehen. Sie sind es, die mit eindeutigen, leicht nachvollziehbaren Maßnahmen Vertrauen in die Partei zurückgewinnen müssen. Über Personen, Programm und Partizipation.

(dreb)
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