Studie der Universität Münster Deutsche Politiker haben bei Social Media noch Nachholbedarf

Berlin/Münster · Das Internet wird auch für die Politik immer wichtiger – und das nicht nur in Wahlkampfzeiten. Eine Studie der Universität Münster hat nun ergeben, dass Interaktionen von Ministern und Abgeordneten im Netz durchaus Vertrauen beim Wähler schaffen können. Doch die deutschen Politiker haben hier noch einiges aufzuholen.

Das Bundeskabinett im Netz-Check
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Foto: Screenshot Facebook

Das Internet wird auch für die Politik immer wichtiger — und das nicht nur in Wahlkampfzeiten. Eine Studie der Universität Münster hat nun ergeben, dass Interaktionen von Ministern und Abgeordneten im Netz durchaus Vertrauen beim Wähler schaffen können. Doch die deutschen Politiker haben hier noch einiges aufzuholen.

In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen wird in diesen Wochen ein neuer Landtag gewählt. Entsprechend spielte sich der Wahlkampf auch vermehrt im Netz ab. So hat sich Martin Fuchs, der das Blog Hamburger Wahlbeobachter betreibt, für die "Bild"-Zeitung die Online-Wahlkampfauftritte der Parteien in Sachsen einmal genauer angeschaut, schließlich könne man über die verschiedenen Kanäle die Botschaften leichter an den Wähler bringen.

Doch nicht jede Partei nutzt diese Potenziale auch entsprechend. Die CDU etwa sei lediglich mit einer Unterstützerkampagne für Ministerpräsident Stanislaw Tillich dem Netzwahlkampf angeschlossen, Linke und Grüne sowie den Spitzenkandidaten der SPD, Martin Dulig, gibt er dagegen gute Noten. Doch der Politikberater weiß auch, dass die Nutzung des Internets durch Politiker vor allem in Wahlkampfzeiten Hochkonjunktur hat.

Dezember 2013: Das Kabinett im Netz-Check
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Vertrauensbildende Maßnahmen

So haben nach Einschätzung Fuchs' nach mehr als 95 Prozent der Bundestagsabgeordneten mindestens einen Account bei einem Sozialen Netzwerk, und allein in der Bundesregierung 86 Prozent einen Facebook-Account, doch viele nutzten dies eben vor allem für Wahlkampfzwecke. "Ich stelle ungern Politiker an den Online-Pranger. Aber wenn man im Wahlkampf Facebook, Twitter und Co. sehr intensiv nutzt und mit dem Wahltag die Aktivitäten komplett auf Null runterfährt, werden die Erwartungen der Bürger enttäuscht", zitiert ihn heute.de.

Nachholbedarf in Sachen Social-Media-Aktivitäten sieht auch Florian Wintterlin von der Universität Münster bei Politikern. Wintterlin hat in einer Studie untersucht, ob Interaktionen der Politiker im Netz beim Wähler Vertrauen schaffen und schreibt darüber im Blog des Hamburger Wahlbeobachters.

Sein Fazit: Politische Kommunikation über die sozialen Kanäle kann die Beziehungen zwischen Politik und Bürger durchaus beleben und verloren gegangenes Vertrauen zurückholen. Dies sei insbesondere für europäische Länder relevant, "in denen die Verwendung von Social Media als Mittel der politischen Kommunikation weitgehend unterentwickelt ist und große Potentiale bislang ungenutzt bleiben."

Viele Facebook-Profile, wenige Twitterer

Auch in unserem Facebook- und Twitter-Check, den wir zuletzt im Dezember 2013 und nun erneut durchgeführt haben, sind Lücken in dieser Hinsicht bei so manchem Kabinettsmitglied vorhanden. Die meisten verfügen zwar über eine Facebook-Seite und nutzten diese auch, aber auf Twitter sind nur wenige Regierungsmitglieder aktiv. Manch einer hat auch gar keinen (offiziellen) Account in den Sozialen Netzwerken, und Bildungsministerin Johanna Wanka verzichtet nach wie vor sogar auf eine eigene Internetseite.

Dabei, schreibt Wintterlin, könnte das durchaus für alle von Nutzen sein. Denn Social Media sei ein "stark personalisiertes Medium, das Politikern neue Möglichkeiten bietet, sich selbst positiv und transparent darzustellen". Zudem könnten Nutzer direkt mit den Politikern interagieren, was zusätzlich vertrauensbildend sein kann. Social Media, so der Wissenschaftler, habe einen starken Einfluss auf das Bild, das wir uns von Politikern machen, und das sei wiederum der Hauptgrund für Vertrauen in der Politik.

Auch stellte er fest, dass sich der positive Effekt von Social Media am stärksten bei den politisch wenig Interessierten auswirkt beziehungsweise bei denen, die sonst nicht von politischer Kommunikation erreicht würden. Heute.de sagte Wintterlin schließlich: "Die Kommunikation via Social Media mag nicht die Tiefe und die Qualität politischer Diskussionsrunden im Fernsehen haben. Aber mit Blick auf den stetigen Vertrauensverlust politischer Autoritäten ist sie dennoch in höchstem Maße wünschenswert."

(das)
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