Club of Rome Zukunftsforscher plädieren für Ein-Kind-Politik

Berlin · Wohlstand gerechter zu verteilen und den Klimawandel zu stoppen sind die Anliegen des Club of Rome. Die Forderungen in seinem Bericht sind radikal und sollen vor allem den einfachen Menschen nutzen.

 Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (M., CSU) und die Autoren des neuen Berichts an den Club of Rome, Jorgen Randers (l.) und Graeme Maxton.

Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (M., CSU) und die Autoren des neuen Berichts an den Club of Rome, Jorgen Randers (l.) und Graeme Maxton.

Foto: dpa, skm hjb

Mit einem radikalen Plan für einen Umbau der Volkswirtschaften haben sich zwei der einflussreichsten Zukunftsforscher der vergangenen Jahrzehnte zurückgemeldet. Der neue Bericht an den Club of Rome, den Jorgen Randers und Graeme Maxton am Dienstag in Berlin vorstellten, trägt den Titel "Ein Prozent ist genug. Mit wenig Wachstum soziale Ungleichheit, Arbeitslosigkeit und Klimawandel bekämpfen".

Die Autoren schlagen darin eine schrittweise Anhebung der Erbschaftsteuer auf bis zu 100 Prozent vor - das komplette Vermögen der Gestorbenen fiele damit an den Staat. Außerdem sind sie für eine Erhöhung des Renteneintrittsalters auf 70 Jahre.

Prämie für Frauen mit einem Kind

Frauen in der westlichen Welt sollen zudem besondere Förderung erhalten, wenn sie nur ein Kind zu Welt bringen. Die sinkenden Bevölkerung etwa Deutschland sei eine Mär, erklärte Randers. Zwar wachse die Zahl der Senioren und Hochbetagten, aber die Gesamtzahl der arbeitenden Bevölkerung habe sich kaum verändert. Zudem verbrauchten Kinder aus den Industrienationen 30-Mal mehr Ressourcen als etwa ein Kind in Afrika oder Indien. Insofern müsse der Westen ein Exempel statuieren und anfangen mit einer Reduzierung der Weltbevölkerung.

Zu den von Randers und Maxton favorisierten Maßnahmen für reiche Industriestaaten gehört auch die Erhebung höherer Steuern auf ungesunde Produkte und fossile Brennstoffe. Sie fordern eine Abkehr vom Freihandel, vom "unendlichen Konsum" und von der "marktradikalen Ideologie". Sie schränken jedoch ein, für viele Entwicklungsländer sei "herkömmliches Wirtschaftswachstum" noch wünschenswert.

Doch was hat es mit den von Randers und Maxton propagierten "ein Prozent" auf sich? Sie sagen, "statt zu jammern, wenn Regierungen und Zentralbanken das Wachstum nicht auf über ein Prozent pro Jahr anheben können, sollten wir uns damit zufrieden geben".

Und sie rechnen vor: "Wenn auch nur ein Prozent der Arbeit weltweit von klimaschädlichen Sektoren in klimafreundliche verlagert würde", könnten wir die globale Erwärmung unter zwei Grad Celsius halten.
Außerdem erklären sie, ihre Vorschläge orientierten sich am Wohlergehen von 99 Prozent der Menschen und nicht an den Interessen der wenigen Reichen.

"Sind in wirtschaftlicher Sackgasse angelangt"

"In den letzten 30 Jahren hatten wir wirtschaftliches Wachstum, und trotzdem sind Arbeitslosigkeit und Ungleichheit schlimmer geworden", sagte Maxton. Hinzu komme der zu erwartende Verlust weiterer Arbeitsplätze durch die Digitalisierung. "Es scheint, dass wir in einer wirtschaftliche Sackgasse angelangt sind", fügte er hinzu.
Randers betonte, ihre Reformvorschläge böten für die Mehrheit der Menschen auch kurzfristig Vorteile. Als ein Beispiel nannte er die Einführung von zwei zusätzlichen Urlaubstagen pro Jahr.

Die Präsidenten des Club of Rome, Ernst Ulrich von Weizsäcker und Anders Wijkman, sehen in dem Bericht "eine Vielzahl guter Ansätze". Sie warnen: "Viel Zeit bleibt unserer Welt nicht mehr, um ihre Hochgeschwindigkeitsfahrt zu beenden!...Die Mauer kommt näher..."

"Der Club of Rome war seiner Zeit immer voraus", sagte Bundesentwicklungsminister Gerd Müller bei der Buchvorstellung. Der CSU-Politiker betonte: "Unser westliches Wirtschafts- und Konsummodell ist nicht das Zukunftsmodell für Indien und Afrika."

Randers gehörte zu den Autoren des Bestsellers "Die Grenzen des Wachstums" von 1972. Maxton ist Generalsekretär des Club of Rome, der sich für eine nachhaltige Entwicklung und den Schutz des Planeten einsetzt.

(sb/dpa)
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