Tornados nach Syrien Feindaufklärung für Frankreich

Berlin · Frankreich hat Deutschland im Kampf gegen den IS um Hilfe gebeten. Gefragt sind die Aufklärungs-Tornados der Bundeswehr. Sie sind technisch so gut gerüstet, dass sie Kämpfer unter Tarnnetzen entdecken können. Fragen und Antworten zum anstehenden Einsatz.

 Unser Archivbild zeigt einen Tornado im Jahr 2007 in Masar-i-Scharif.

Unser Archivbild zeigt einen Tornado im Jahr 2007 in Masar-i-Scharif.

Foto: dpa, eis_fd tba

Die Bundeswehr wird zum dritten Mal in ihrer Geschichte in einen Kampfeinsatz ziehen. Nach dem Kosovo-Krieg und dem Einsatz in Afghanistan sollen sechs Aufklärungs-Tornados der Bundeswehr den Kampf gegen die Terror-Miliz IS unterstützen.

Für den Einsatz der Bundeswehr im Ausland bedarf es grundsätzlich eines Mandats des Bundestags. Ein eigenes UN-Mandat wird wohl nicht angestrebt. Die Franzosen, die Deutschland um Unterstützung gebeten haben, können sich aber auf den Artikel 51 der UN-Charta berufen, der das Recht zur individuellen und kollektiven Selbstverteidigung im Fall eines Angriffs beinhaltet. Zudem ist nach der Beistandsklausel im EU-Vertrag der Bündnisfall für die Europäer gegeben. Mehrere UN-Resolutionen zu Syrien können zudem als Billigung des Vorgehens der Allianz gegen den IS gewertet werden.

Die Tornados sollen der Allianz gegen den IS Aufklärungsbilder darüber liefern, was am Boden passiert. Nur so können die anderen Staaten gezielte Angriffe fliegen. Die technischen Fähigkeiten der Tornados gehen so weit, dass sie Informationen über Kämpfer unter Tarnnetzen am Boden, über versteckte Fahrzeuge und über Nacht neu entstandene Hügel liefern können. Dies wiederum kann dazu beitragen, ein Bewegungsprofil der IS-Kämpfer zu erstellen. Die Jets können ihre Bilder live übertragen.

Die Daten sollen an alle Staaten gehen, die im Rahmen der Allianz gegen den IS Luftangriffe fliegen. Dazu gehören die USA, Frankreich, Großbritannien und einige arabische Länder, wie zum Beispiel Jordanien. Russland, das schon seit September Angriffe in Syrien fliegt, soll nicht von den Daten profitieren.

"Als Reaktion auf den IS reichen militärische Mittel nicht aus", betont der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Norbert Röttgen (CDU). Es brauche eine neue politisch-militärische Strategie, die auf drei Ebenen ansetze: "Man muss die politische Vernetzung des IS unter irakischen Sunniten angehen. Man muss gegen die religiöse Ideologie vorgehen und die militärische Kraft des IS eindämmen." Nach den schlechten Erfahrungen aus dem Irak-Krieg und auch in Afghanistan trauen sich die westlichen Kräfte nicht zu, den IS allein zu bekämpfen. "Man braucht auch Bodentruppen - ohne die wird der Kampf gegen den IS nicht gelingen", sagt Röttgen. "Aus meiner Sicht können diese Bodentruppen nur von sunnitischen Kräften der Region gestellt werden. Sie benötigen Hilfestellungen durch westliche Truppen."

Deutschland unterstützt weiter die Peschmerga im Irak im Kampf gegen den IS. Deutschland liefert Waffen. 100 Soldaten vor Ort bilden die Peschmerga-Kämpfer an den Waffen aus. Die Zahl der Soldaten soll nun auf 150 aufgestockt werden, wie Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) erklärte.

Die überschallschnellen Jets, die während ihrer Aufklärungsmissionen mit rund 900 Kilometern pro Stunde unterwegs sind, können nur durch komplexe Flugabwehrsysteme bekämpft werden, über die die Terrormiliz IS nicht verfügt. Die syrische Luftwaffe besitzt allerdings ein riesiges Arsenal solcher Raketen aus russischer Produktion. Es gibt aber Tornado-Versionen, die die Radaranlagen zerstören können, die solche Raketen ins Ziel führen. Auch gibt es Selbstschutzeinrichtungen an Bord wie Radarstörgeräte oder Hitzefackeln zum Ablenken von Flugkörpern, die infrarotgelenkt auf die Triebwerke zielen.

Davon ist nicht auszugehen, wobei ein Aufklärungseinsatz schon als Kampfeinsatz gilt. Die Maschinen in Afghanistan waren nicht mit Lenkflugkörpern oder Bomben bewaffnet, die über syrischem Luftraum könnten sich mit Sidewinder- und Iris-Abwehrraketen und der 27-mm-Bordkanone gegen feindliche Jets wehren. Ob Assads Luftwaffe sie aber überhaupt angreifen würde, erscheint unwahrscheinlich.

Der Bundesregierung ist bewusst, dass sie im internationalen Kampf gegen den Terrorismus die Alliierten unterstützen und ebenfalls einen militärischen Beitrag liefern muss. Die Entsendung von Ausbildern, Logistikern und Aufklärern ist der Versuch, direkte Kampfhandlungen, die gefallene und verwundete deutsche Soldaten zur Folge haben könnten, möglichst zu vermeiden. Die Lage im Norden Malis ist allerdings noch instabiler als in Afghanistan - Selbstmordangriffe, Sprengfallen und Attacken mit Schnellfeuergewehren könnten Bundeswehrangehörige trotzdem in Gefahr bringen.

Die Jets haben eine Reichweite von knapp 4000 Kilometern und können in der Luft betankt werden. Geplant ist nach Informationen unserer Redaktion, dass sie in Kuwait starten und landen. Je nach Auftrag müssen Spezialisten der Wartungs- und Waffenstaffel und der Instandsetzungs- und Elektronikstaffel einfliegen, dazu kommen der Führungsstab, die Bildauswerter sowie Logistiker und eventuell Sicherungskräfte, so dass schnell eine Größenordnung von mehreren hundert Soldaten erreich werden würde.

(qua)
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