Bundestagswahl 2017 So reagiert das Netz auf den Wahl-O-Mat

Düsseldorf · Die Unentschlossenheit der Wähler ist groß, die Reaktionen auf den Wahl-O-Mat ausufernd. Vor allem über eine Frage zur Erinnerungskultur ärgern sich viele im Netz.

Wahlomat zur Bundestagswahl 2017 - so ärgern sich die Wähler
Foto: Bundeszentrale für politische Bildung

Kaum online, brachen die Internetserver vieler deutscher Medien zusammen, die sich am Wahl-O-Mat beteiligen: Zu groß war das Interesse der Wähler, ihre eigene politische Meinung mit jener der Parteien abzugleichen. Das bestätigt einerseits, dass viele Wähler kurz vor der Wahl noch unentschlossen sind. Andererseits lockt viele auch das spielerische Tool. 13,3 Millionen Nutzer glichen vor der Bundestagswahl 2013 ihre Entscheidung mit dem Wahl-o-Mat ab.

Am Mittwoch schaltete die Bundeszentrale für politische Bildung (Bpb) den Wahl-O-Mat online, in diesem Jahr kooperieren noch mehr Medienhäuser mit der Bpb, darunter auch die Rheinische Post. 3,8 Millionen Mal wurde der Wahl-O-Mat bis Freitagvormittag genutzt.

Irritiert sind einige Nutzer aber über These 17 von 38: "Der Völkermord an den europäischen Juden soll weiterhin zentraler Bestandteil der deutschen Erinnerungskultur sein." Der Vorwurf: Dadurch entstehe der Eindruck, diese Überzeugung stünde ernsthaft zur Disposition.

Die Nutzer, die das kritisieren, bringen damit vor allem die AfD in Verbindung. Sie ist bislang nicht im Bundestag vertreten, hat aber gute Chancen auf den Einzug ins Parlament. Die Debatte über die AfD und ihre politischen Ziele habe die Auswahl der Thesen für den Wahl-O-Mat beeinflusst.

Auch die These zur Verurteilung von Unter-14-Jährigen und zur finanziellen Förderung von Projekten gegen Rechtsextremismus stößt manchen sauer auf.

Manche Nutzer lassen sich beim Ausfüllen über die Schulter blicken. So etwa der Chefredakteur des "Hamburger Abendblatts". Das Video dazu stellte die Redaktion auf Facebook. Lars Haider findet vor allem die Impfpflicht von Kindern wichtig. "Kinder sollen gegen ansteckende Krankheiten geimpft werden. Ja, kann man da mehrfach zustimmen?", fragt er.

Grundsätzlich unterhaltsam sind die Antworten der Partei "Die Partei" auf die vorgegebenen Thesen der Bundeszentrale für politische Bildung. "Die Partei" findet zum Beispiel, bei der Forderung eines generellen Tempolimits auf Autobahnen müsse eine Ausnahme für illegale Autorennen gelten. Der Journalist und Satiriker Martin Sonneborn gründete die Partei 2004, er sitzt seit 2014 im EU-Parlament. Er postete auf Facebook diese Antwort seiner Partei auf die Frage zum Schuldenschnitt für Griechenland:

Bei Twitter kursierte kurz nach der Veröffentlichung des Wahl-o-Mat schon diverse Verulkungen, die das Tool noch weiter vereinfachen - etwa diese "Kurzfassung":

Oder diese Animation:

Bei anderen Nutzers überwiegt die Ratlosigkeit, wenn sie ihr Ergebnis beim Wahl-O-Mat kennen.

Und manche verbinden die Nutzung des Tools gleich mit einem Appell an die Wähler:

(heif)
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