"Rechtspopulistisches Potenzial" könne Fünf-Prozent-Hürde knacken Wahlforscher: AfD-Einzug in Bundestag möglich

Berlin · Die Chefs der führenden Wahlforschungsinstitute halten einen Einzug der Alternative für Deutschland (AfD) in den Bundestag für durchaus möglich, aber keineswegs sicher.

"Als reine Anti-Euro-Partei hatte sie keine Chance", sagte Forsa Chef Manfred Güllner der "Bild am Sonntag". "Jetzt bedient die AfD aber ein rechtspopulistisches Potenzial, das latent in Deutschland immer vorhanden ist. Das könnte ihr über die Fünf-Prozent-Hürde helfen."

Ähnlich äußerte sich in derselben Zeitung Emnid-Chef Klaus-Peter Schöppner. Für ihn sind zwei bis drei Prozent der Wähler "eingefleischte Anhänger der AfD, die den Euro satt haben. Dazu kommen rund fünf Prozent Protestwähler, die mit dem politischen System unzufrieden sind und einer Partei ihre Stimme geben, die den Etablierten den meisten Ärger macht." Schöppners Fazit: "Wenn nur die Hälfte davon AfD wählt, ist sie im Bundestag."

Nach Ansicht von Matthias Jung von der Forschungsgruppe Wahlen lässt sich das wirkliche Stimmenpotenzial der AfD jedoch erst kurz vor der Wahl einschätzen: "Protestparteien wie die AfD legen erst am Schluss zu, wenn sie zulegen", gab er zu bedenken. "Deshalb können wir erst bei unserer Umfrage nächsten Donnerstag absehen, ob die AfD eine realistische Chancen hat."

Güllner zufolge bereitet es den Wahlforschern außerdem Probleme, dass sich viele Protestwähler nicht zu ihrer Parteienpräferenz befragen lassen, "weil wir in deren Augen zur Manipulationsmaschine aus Politik und Medien dazu gehören".

Im aktuellen Sonntagstrend von Emnid und "Bild am Sonntag" kann die vor einem Jahr gegründete AfD in dieser Woche um einen Prozentpunkt auf 4 Prozent zulegen. Im ZDF-"Politbarometer" vom Freitag verbesserte sich die eurokritische Partei ebenfalls um einen Punkt auf vier Prozent. Der am Donnerstag veröffentlichte ARD-"Deutschlandtrend" sieht die AfD hingegen nur bei 2,5 Prozent.

(AFP)
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