Martin Schulz' Wechsel nach Berlin "Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen"

EU-Parlamentspräsident Martin Schulz zieht für die SPD in den Bundestagswahlkampf 2017. Ob er auch Außenminister oder SPD-Kanzlerkandidat werden will, ließ der 60-Jährige offen. Er bestätigte nur, dass er auf Platz eins der SPD-Landesliste NRW antreten will.

 Martin Schulz ist noch bis zum 17. Januar 2017 EU-Parlamentspräsident.

Martin Schulz ist noch bis zum 17. Januar 2017 EU-Parlamentspräsident.

Foto: afp

Damit klärt sich nach langen Spekulationen das Bild zumindest für die EU-Politik. Schulz hatte zuletzt immer wieder durchblicken lassen, dass er eigentlich gerne EU-Parlamentspräsident bleiben wollte — ein Amt, das er seit 2012 bekleidet. Allerdings beansprucht die konservative Europäische Volkspartei den Posten ab Januar 2017 für sich, so dass Schulz wenig Chancen hatte.

Der SPD-Politiker sagte, die Entscheidung sei ihm nicht leicht gefallen. Das Amt des EU-Parlamentspräsidenten sei eine große Ehre und er habe in den vergangenen fünf Jahren viel erreichen können. Er habe versucht, die Sichtbarkeit und Glaubwürdigkeit der europäischen Politik zu erhöhen.

Auch künftig werde er dem europäischen Projekt eng verbunden bleiben, nur werde er sich nun von Berlin aus dafür einsetzen. "Die europäische Einigung ist in meinen Augen das größte Zivilisationsprojekt der vergangenen Jahrhunderte", sagte Schulz. Er werde versuchen, das Leben der Menschen etwas besser und die Gräben zwischen nationaler und europäischer Politik etwas kleiner zu machen. Nur so lasse sich verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen. Bis zum Ende seiner Amtszeit werde er das Amt des EU-Parlamentspräsidenten weiter erfüllen.

Schulz ist seit 1974 SPD-Mitglied. Er gilt als leidenschaftlicher Europapolitiker und beherrscht sechs Sprachen (Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Holländisch). In dem kleinen Ort Würselen bei Aachen war er von 1987 bis 1998 Bürgermeister und Buchhändler. Dann begann in Brüssel der Aufstieg von "Mister Europa", bis an die Spitze des EU-Parlaments.

Während seiner Zeit in Brüssel und Straßburg schärfte Schulz sein außenpolitisches Profil und steigerte seinen Bekanntheitsgrad in Deutschland - auch weil er kein Blatt vor den Mund nimmt. 54 Prozent der Deutschen wünschen ihn sich laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag des "Stern"-Magazins als zukünftigen Außenminister.

Bei der Suche nach einem SPD-Kanzlerkandidaten gilt Schulz als mögliche Alternative zum Parteivorsitzenden Sigmar Gabriel. Im Gespräch ist er auch als Nachfolger für Außenminister Frank-Walter Steinmeier, den die große Koalition als gemeinsamen Kandidaten für die Wahl zum Bundespräsidenten im kommenden Februar aufgestellt hat.

Vizekanzler Gabriel hat als SPD-Chef den ersten Zugriff in der "K-Frage". Er scheint aber noch unentschieden, ob er antritt. Würde Gabriel wie 2013 angesichts mäßiger Beliebtheitswerte zurückziehen, könnte Schulz' Stunde schlagen. Als weiteren Aspiranten nennt die "Süddeutsche" Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz. Die SPD will aber nach eigenen Angaben bei ihrem verkündeten Zeitplan bleiben und erst im Januar einen Kanzlerkandidaten küren.

(jnar)
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