Düsseldorf Viele CDU-Mitglieder halten Merkel nicht für alternativlos

Düsseldorf · So einmütig, wie die Parteispitze ihn zelebriert, ist der Jubel über die erneute Kandidatur nicht. Zum Beispiel im Rheinland.

Angela Merkel wird erneut Bundeskanzlerkandidatin 2017: Pressestimmen
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"Es wäre ein Witz gewesen, hätte Merkel hingeworfen"

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Foto: qvist /Shutterstock.com/Retusche RPO

Nicht alle CDU-Mitglieder sind so erleichtert wie Armin Laschet über die erneute Kandidatur Angela Merkels, die sich 2017 zum vierten Mal zur Bundeskanzlerin wählen lassen will. Für den Spitzenkandidaten der Union im NRW-Landtagswahlkampf ist Merkel die Aussicht, "dass es den Menschen in unserem Land auch in Zukunft gut gehen wird". Teile der Union sehen das aber ganz anders.

Die Mönchengladbacher CDU-Mitglieder stellen zum Beispiel noch vor dem Bundesparteitag bei einer eigens einberufenen Mitgliederversammlung die Leitlinien der Kanzlerin infrage. Darauf legt vor allem die Junge Union Wert, die sich beim Kreisparteitag der CDU am Wochenende mit einem entsprechenden Antrag knapp durchsetzte.

Schon bei diesem Parteitag hatte es eine ungewöhnlich lange und ungewöhnlich kritische Diskussion zur Politik der Bundesregierung gegeben. Die Junge Union spricht sich zwar nicht direkt gegen Merkels neuerliche Kanzlerkandidatur aus. "Angela Merkel hat unbestritten große Verdienste. Ich wüsste niemanden, der sich für das Amt sonst aufdrängt", sagte Simon Schmitz, Vorsitzender der Mönchengladbacher Jungen Union. Ein schieres "Weiter so" dürfe es aber auf keinen Fall geben. "Es ist aus unserer Sicht unfassbar zwingend, dass wir uns über grundlegende inhaltliche Fragen einig werden", sagte Schmitz. Vor allem an der Flüchtlings-, aber auch an der Sozialpolitik der Kanzlerin gebe es berechtigte Kritik. Gestern versuchte nun die CDU, eilends einen Termin für die beschlossene Mitgliederversammlung anzuberaumen. Schließlich soll der örtliche Kreisverbandschef Günter Krings, auch Parlamentarischer Staatssekretär im Innenministerium, sich die Merkel-Schelte persönlich anhören. "Unsere Delegierten müssen das Stimmungsbild an der Basis kennen", sagt Schmitz.

Der Krefelder Unternehmer Gerald Wagener hat sogar einen "Konservativen Kreis" gegründet mit dem Ziel, Merkel zu stürzen. Er sagte gestern: "In der CDU scheint auch eine schlechte Lösung alternativlos. Die CDU muss in die Opposition, um sich zu erneuern."

Die Düsseldorferin Berit Zalbertus, CDU-Mitglied und Mitgründerin des "Konservativen Dialogs", sagte gestern: "Mir ist Frau Merkel zu weit ins Grüne gerutscht. Wenn sie so weitermacht wie bisher, wird sie ihre Stammwähler verlieren." Zalbertus stört sich insbesondere an der Einwanderungspolitik der Kanzlerin.

Merkel selbst appellierte gestern an die Geschlossenheit der Union. "Lasst uns erfolgreich sein, CDU und CSU gemeinsam", sagte sie nach Teilnehmerangaben in einer Sitzung der Unionsfraktion. Alleine könne sie es nicht schaffen. In der Fraktion gab es nach Teilnehmerangaben langanhaltenden Beifall, auch von den CSU-Abgeordneten. Die Kanzlerin bekräftigte, dass sie einen schwierigen Wahlkampf erwarte, in dem die Union auch in Abgrenzung zur SPD nicht das Blaue vom Himmel versprechen werde.

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(RP)
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