Nach Eklat bei Wahlsendung Weidel nennt Slomka "parteiisch" und "unprofessionell"

Düsseldorf · Nach dem Abgang von Alice Weidel in der ZDF-Wahlsendung tritt die AfD-Spitzenkandidatin bei Facebook nach. Die Moderatorin habe sich "zutiefst unprofessionell" verhalten. Im Netz hingegen gibt es Kritik an Weidels Verhalten.

 Alice Weidel bei "Wie geht's Deutschland?" im ZDF.

Alice Weidel bei "Wie geht's Deutschland?" im ZDF.

Foto: dpa, pdz sab

Die Sendung ist kaum zu Ende, da veröffentlicht die AfD-Spitzenkandidatin ein Statement auf Facebook. Diese hatte nach einem Wortgefecht mit dem CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer (42) einfach das TV-Studio verlassen. Scheuer hatte ihr zuvor vorgeworfen, sich nicht klar vom anderen AfD-Spitzenkandidaten Alexander Gauland und von Björn Höcke, dem thüringischen AfD-Sprecher, zu distanzieren. Beide sind in der Vergangenheit durch rechtsnationale Kommentare aufgefallen.

Das ging Alice Weidel (38) offenbar zu weit - sie nimmt Stift und Papier und verlässt, ohne lange zu zögern, nach gut einer Stunde der Sendung das Studio. Moderatorin Marietta Slomka, nicht gerade für Zimperlichkeit bekannt, fragt nach, ob sie jetzt wirklich das Studio verlasse. Scheuer bemerkt süffisant, vielleicht liege der Abgang an den Häppchen, die hinter den Kulissen gereicht würden. Slomka nennt Weidels Verhalten eine "eigenartige Diskussionskultur". Dann schließen die anderen Diskutanten die Lücke, die Weidel hinterlassen hat.

Bei Facebook schreibt sie kurze Zeit später, Slomka habe sich "als parteiisch und vollkommen unprofessionell geoutet". Sei sei eines öffentlich-rechtlichen Senders nicht würdig. Am Ende fordert sie dazu auf, den Rundfunkbeitrag zu verweigern.

Ihre Partei, die AfD, sucht gleichzeitig Unterstützung unter den Facebook-Nutzern. Sie veröffentlichte einen Aufruf, der AfD via Facebook Videobotschaften zu senden und so die AfD zu unterstützen. Die CSU veröffentlichte nach der Sendung ein Statement auf Facebook und nannte den Auftritt ihres Generalsekretärs "löwenstark". ZDF-Chefredakteur Peter Frey verteidigte am Mittwochmorgen die Moderation von Marietta Slomka. Eine Livesendung zu verlassen, bringe zwar Aufmerksamkeit, verhindere aber eine politische Auseinandersetzung in der Sache. "Marietta Slomka hat die Runde mit sieben Politikern und sechs Bürgern fair und gelassen moderiert. Ich hoffe, dass bei künftigen Wahlformaten nicht Inszenierungen, sondern der politische Streit im Mittelpunkt steht", teilt Frey mit.

Am Dienstagabend hatten Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD), Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU), CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer, Katja Kipping (Linke), Jürgen Trittin (Grüne), Katja Suding (FDP) und Weidel zum Thema "Wie geht's, Deutschland?" diskutiert. Die "heute journal"-Moderatorin Marietta Slomka präsentierte die Wahlsendung.

In den sozialen Netzwerken wird Alice Weidel für ihren Abgang kritisiert. Nutzer werfen ihr vor, den Eklat bewusst inszeniert zu haben.

Wer unter dem Hashtag #wiegehtsDeutschland sucht, findet aber viele kontroverse Posts. Es gibt auf der einen Seite die Stimmen, die Weidel für ihre mangelnde Diskussionsfähigkeit kritisieren.

Aber die AfD-Spitzenkandidatin wird auch verteidigt von Nutzern, die das Verhalten der ZDF-Moderatorin unangemessen finden.

Und manche Nutzer fanden die ganze Szene überflüssig und schlagen sich weder auf die eine noch auf die andere Seite.

Unter dem Hashtag #WeidelleavingThings machen sich Nutzer über den Auftritt lustig. Einige Montagen zeigen, wie Weidel die Bundesrepublik verlässt.

Ein anderer Nutzer kopiert Weidels Gesicht auf den Kopf des holländischen Fußball-Nationalspielers Arjen Robben, der während eines Länderspiels eine Schwalbe macht und damit ein Foul des Gegners vortäuscht.

(heif)
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