Steinmeier als Kandidat vorgestellt „Ein Bundespräsident muss ein Mutmacher sein“

Berlin · Die Parteichefs der großen Koalition haben Frank-Walter Steinmeier am Mittwochmittag offiziell als Bundespräsidentschaftskandidaten vorgestellt. Der 60-Jährige sprach von großen Herausforderungen, denen er als Gauck-Nachfolger entgegentreten werde.

Bundespräsidentenwahl: GroKo stellt Frank-Walter Steinmeier als Kandidat vor
Foto: afp

Auseinandersetzungen mit ihm seien immer sachlich und fair, die Zusammenarbeit eng und vertrauensvoll, sagte Kanzlerin Angela Merkel am Mittwoch in Berlin über Außenminister Frank-Walter Steinmeier: "Er ist ein Mann, dem Sie vertrauen können", so Merkel. Er sei ein "sehr guter Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten".

Auch die anderen Parteivorsitzenden der großen Koalition, Sigmar Gabriel und Horst Seehofer, schlossen sich dem Urteil der Kanzlerin an. Steinmeier stehe für Ruhe und Besonnenheit — ein Mann des Ausgleichs. Das brauche Deutschland in dieser Zeit. Dann erteilten sie dem Noch-Außenminister das Wort.

Seine Freude auf das Amt des Bundespräsidenten sei groß, sagte Steinmeier, sein Respekt davor noch größer. "Heute stehe ich nicht als Außenminister vor ihnen, sondern als Kandidat für das Amt als Bundespräsident", sagte der 60-Jährige. Es sei ihm eine Ehre "in diesen doch stürmischen Zeiten" für das Amt vorgeschlagen worden zu sein. "Ich will die Verantwortung annehmen und ich will sie hineintragen in unsere Gesellschaft."

Auf die Frage, ob er die Angst um die Zukunft der Deutschen nachvollziehen könne, habe er einmal geantwortet: "Mit Blick von uns auf die Welt da draußen, kann ich die Sorgen gut nachvollziehen. Aber als Außenminister erfahre ich den Blick von außen auf unser Land." Zuversicht gebe ihm, dass das Land verkörpere, dass nach Krieg schließlich wieder Frieden und politische Vernunft einkehren könne.

"Die Ereignisse unserer Zeit — Brexit, die Folgen für Europa, die Wahlen in den USA, die Lage in der Türkei — können uns auch wachrütteln." Er wolle sich für eine politische Kultur einsetzen, in der "wir miteinander streiten, aber respektvoll miteinander umgehen können".

Er habe Deutschland in den letzten 25 Jahren in ganz unterschiedlichen Verantwortungen begleitet: "Wir haben es uns nicht leicht gemacht, aber ich glaube, das hat uns stärker gemacht." Von seiner Rolle als Bundespräsident hat Steinmeier konkrete Vorstellungen. "Ein Bundespräsident darf kein Vereinfacher sein, aber er muss ein Mutmacher sein."

Am Montagmorgen hatten sich die Parteichefs von CDU, CSU und SPD nach einem Spitzentreffen auf den 60-Jährigen als gemeinsam Kandidaten geeinigt. Bis zuletzt hatte Angela Merkel versucht, den SPD-Politiker, der 2009 ihr Herausforderer in der Bundestagswahl war und der in beiden großen Koalitionen unter ihr als Außenminister diente, zu verhindern.

Doch Merkels eigene Kandidaten für die Gauck-Nachfolge, Verfassungsgerichtspräsident Andreas Voßkuhle und Bundestagspräsident Norbert Lammert, sagten ab. Der grüne Ministerpräsident Winfried Kretschmann, mit dem Merkel zuletzt liebäugelte, wurde von der CSU abgelehnt.

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