Entscheidung gegen Ludwigshafen Helmut Kohl wird in Speyer begraben

Berlin · Diese Entscheidung hat der Altkanzler wohl schon 2015 getroffen: Helmut Kohl wird seine letzte Ruhestätte auf einem Friedhof in Speyer finden und nicht im Familiengrab der Kohls in Ludwigshafen.

Das bestätigte der langjährige Vertraute Kohls, der frühere "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann, am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur in Berlin in Rücksprache mit der Witwe Maike Kohl-Richter. Dies entspreche Kohls Wunsch, sagte Diekmann. "Er hat dies gemeinsam mit seiner Frau im Spätsommer 2015 entschieden, als es gesundheitlich wieder einmal sehr kritisch um ihn stand." Die grundsätzliche Entscheidung zeige seine seit der Kindheit bestehende Verbundenheit mit Speyer und dem Speyerer Dom.

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Foto: AP

Kohl war am Freitag im Alter von 87 Jahren in seinem Haus in Ludwigshafen gestorben. Zum ersten Mal in der Geschichte der EU wird es einen Europäischen Trauerakt geben. Dieser werde "zur Würdigung des ehemaligen deutschen Bundeskanzlers und großen Europäers Helmut Kohl" derzeit vorbereitet, teilten das Bundespräsidialamt und das Bundesinnenministerium am Dienstagabend mit. "Auf Wunsch der Witwe des Verstorbenen wird es keinen zusätzlichen nationalen Staatsakt geben", heißt es weiter in der Erklärung. Im Anschluss an den Europäischen Trauerakt werde "ein staatliches Trauerzeremoniell in Deutschland stattfinden".

Seine letzte Ruhestätte soll Kohl auf einem Friedhof finden, auf dem die Mitglieder des Domkapitels beigesetzt werden. Er befindet sich auf dem Gelände des alten Friedhofs der Stadt, nimmt aber nur einen Teil davon ein. Auf dem anderen Teil befindet sich der Konrad-Adenauer-Park.

Diekmann sagte, Kohls Grab werde auf dem eigentlich abgetrennten Gelände des Domkapitels sein, aber vom Adenauer-Park aus öffentlich zugänglich sein.

Das fast 1000 Jahre alte Gotteshaus ist ein besonderer Ort in Kohls Leben. Dort suchte er als Junge im Zweiten Weltkrieg Schutz vor Fliegerangriffen, dorthin führte er später als Kanzler zahlreiche Staats- und Regierungschefs. Dort war die Totenmesse für seine Frau Hannelore. Und an eben diesem Ort soll nun - nach einem europäischen Trauerakt in Straßburg - voraussichtlich am 1. Juli auch seine Totenmesse stattfinden. "Das ist mein Heimatdom", sagte Kohl 2001 über das Bauwerk, das seit 1981 auf der Weltkulturerbeliste steht.

Der Dom war auch für den Historiker Kohl von Bedeutung - als Sinnbild des geeinten Europas und seiner christlichen Wurzeln. Er stehe für knapp 1000 Jahre deutscher und europäischer Vergangenheit, sagte Kohl am 2. Juli 1999 in der Dom-Krypta. Wer sich den Sinn für das Wesentliche bewahrt habe, der spüre im Dom den "Atem der Geschichte".

Auch der letzte Ausflug seines Lebens führte Kohl in die Kathedrale.
Kurz vor Weihnachten, gemeinsam mit seiner Frau Maike Kohl-Richter.

Das Kohl'sche Familiengrab

Das Familiengrab der Kohls liegt im Ludwigshafener Stadtteil Friesenheim, nur ein paar Kilometer entfernt vom Wohnhaus des früheren Kanzlers in Oggersheim. Die Eltern von Helmut Kohl sind hier begraben, Verwandte von Kohls Mutter - und seine frühere Frau Hannelore. Zwei Grabsteine stehen nebeneinander. Auf dem rechten ist nur ein Name eingraviert: "Hannelore Kohl 1933 - 2001". Darunter ist Platz gehalten. Helmut Kohls Name wird dort in Zukunft nicht stehen. Der Altkanzler wird nicht im Familiengrab begraben, neben der Frau, mit der er 41 Jahre lang verheiratet war. Kohls damalige Frau Hannelore nahm sich 2001 das Leben. Sie starb an einer Überdosis Schlaftabletten. Jahrelang war sie krank, litt unter einer Lichtallergie und musste im Dunkeln leben.

(felt/dpa)
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