"Personeller Neuanfang" erwünscht Bayerns Junge Union fordert Seehofer zum Rückzug auf

Erlangen · CSU-Chef Horst Seehofer gerät nach dem Debakel bei der Bundestagswahl in seiner Partei zunehmend unter Druck. Nun wird eine erste Rückzugsforderung laut - ausgerechnet vom Nachwuchs.

 CSU-Chef Horst Seehofer am Rande der Sondierungsgespräche in Berlin. (Archivbild)

CSU-Chef Horst Seehofer am Rande der Sondierungsgespräche in Berlin. (Archivbild)

Foto: dpa, mkx tba

Als erste einflussreiche Parteiorganisation forderte Bayerns Junge Union (JU) den 68-Jährigen in öffentlicher Abstimmung zum Rückzug als bayerischer Ministerpräsident auf. Seehofer müsse "jetzt den Weg bahnen für einen geordneten Übergang an der Spitze der Staatsregierung", beschlossen die Delegierten der JU-Landesversammlung mehrheitlich am Samstag in Erlangen.

Seehofer sorgte bei der JU für Verärgerung, als er eine Einladung zu der dreitägigen Versammlung als Redner ausschlug. Seehofer begründete dies mit seinen Verpflichtungen bei den Sondierungen über eine neue Bundesregierung in Berlin.

Seehofers Rivale, Bayerns Finanzminister Markus Söder, wird am Sonntag als Redner in Erlangen erwartet. Der 50-Jährige wird von Seehofer-Gegnern vielfach als Wunschnachfolger genannt. Die JU-Versammlung hatte Seehofers Absage am Freitag mit Buhrufen und die Bekanntgabe von Söders Auftritt mit Jubel und langem Applaus quittiert.

Schwächstes Wahlergebnis seit fast 60 Jahre

Forderungen nach einer Ablösung Seehofers waren bereits aus drei der zehn CSU-Bezirksverbände nach nichtöffentlichen Gremiensitzungen laut geworden. Vorstände der größeren Bezirke Oberpfalz und Oberfranken sowie des kleineren Bezirks München gegen Seehofer gestellt. Mitglieder der Jungen Union gehören zwar nicht automatisch der CSU an, haben aber in vielen Fällen beide Mitgliedschaften. Auf dem Parteitag, der Mitte Dezember turnusmäßig den Parteivorstand neu wählt, sind nach JU-Angaben von insgesamt rund 950 Delegierten rund 150 gleichzeitig JU-Mitglieder.

Seehofer hat bisher erklärt, er wolle sich zur Wiederwahl als Parteichef stellen und die CSU als Spitzenkandidat in die Landtagswahl im Herbst 2018 führen. Er hat in der Vergangenheit mehrfach deutlich gemacht, dass er den ehrgeizigen Söder als Nachfolger für ungeeignet hält.

Die Partei, die bei der Bundestagswahl mit 38,8 Prozent der Stimmen in Bayern ihr schwächstes Wahlergebnis seit fast 60 Jahren eingefahren hat, bangt um ihre absolute Mehrheit im bayerischen Landtag.

(vek)
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