Initiative für den Arbeitsmarkt Merkel lädt Konzernchefs zum Flüchtlingsgipfel

Berlin · Offenbar stellen die deutschen Unternehmen nach Ansicht von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nicht genug Flüchtlinge ein. Merkel hat einem Bericht zufolge die Vorstandschefs der wichtigsten deutschen Konzerne zu einem Flüchtlingsgipfel ins Kanzleramt eingeladen.

 Wegweisende Angela Merkel

Wegweisende Angela Merkel

Foto: afp

Das berichtet die "Bild"-Zeitung am Samstag. Die Kanzlerin wolle die Unternehmen dazu bewegen, mehr Lehrstellen und Jobs für Flüchtlinge anzubieten.

Das Treffen soll dem Bericht zufolge am 14. September stattfinden und eine bessere Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt zum Thema haben. Die an der Initiative "Wir zusammen" beteiligten Unternehmen, darunter Siemens, Evonik, Opel, RWE und VW, sollen demnach auch über ihre bisherigen Aktivitäten in der Flüchtlingsarbeit berichten. Ein Regierungssprecher bestätigte den Bericht auf Anfrage nicht.

Vor der Sommerpause hatte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) die mangelnde Bereitschaft in der deutschen Wirtschaft kritisiert, Angebote für Flüchtlinge bereitzustellen. Eine Anfang Juli veröffentlichte Erhebung hatte ergeben, dass Deutschlands größte Unternehmen bislang kaum Flüchtlinge eingestellt hatten. Die 30 größten Unternehmen im Deutschen Aktienindex (Dax) hatten gegenüber der "Frankfurter Allgemeine Zeitung" angegeben, nur 54 Flüchtlinge eingestellt zu haben. In dieser Umfrage waren allerdings Mittelstand und kleinere Unternehmen nicht erfasst.

Linken-Parteichef Bernd Riexinger rief Merkel auf, bei dem Treffen von den Konzernen nicht nur mehr Einsatz für Flüchtlinge, sondern mehr gesellschaftliche Verantwortung insgesamt einzufordern. "Merkels 'Wir schaffen das' muss sich endlich auch an private Konzerne richten", sagte Riexinger der Nachrichtenagentur AFP. "Eine Kehrtwende in der Arbeitsmarktpolitik ist dringend notwendig."

Linke kritisiert Konzerne

Eine Million Langzeiterwerbslose und mehr als vier Millionen erwerbsfähige Hartz-IV-Beziehende seien der Beweis dafür, "dass die Konzerne offenbar ohne Druck nicht bereit sind, Menschen mit erhöhtem Ausbildungsbedarf eine Chance zu geben", kritisierte Riexinger. "Millionen Menschen sind erwerbslos, qualifizierte Flüchtlinge werden nicht eingestellt und die Konzernchefs schwadronieren über einen Mangel an Fachkräften. Unglaubwürdiger geht es nicht."

"Die Bundeskanzlerin hat die Aufgabe, die wirtschaftlich und politisch mächtigen Konzerne in die Pflicht zu nehmen: Die Entscheidungen großer Unternehmen dürfen sich nicht länger an den Renditewünschen statt am Wohl der Allgemeinheit orientieren", sagte Riexinger. "Es ist höchste Zeit für mehr Demokratie, auch in der Wirtschaft."

Unternehmen in Deutschland profitierten "massiv" von Steuererleichterungen und hervorragenden Produktionsbedingungen, fügte der Linken-Parteichef hinzu. "Sie müssen im Gegenzug gesellschaftliche Verantwortung übernehmen." Dazu gehören nach Ansicht Riexingers Programme, die Langzeiterwerbslose berücksichtigten, erfahrene Arbeitnehmer nicht "aufs Abstellgleis schicken" und jungen Menschen eine dauerhafte Perspektive bieten.

Er erwarte sich von dem Treffen im Kanzleramt aber "nicht allzu viel", so lange die Bundesregierung "mit schlechtem Beispiel vorangeht, indem sie Langzeiterwerbslose mit Ein-Euro-Jobs und Geflüchtete für 80 Cent die Stunde gegeneinander ausspielt", sagte Riexinger. Die Bundesregierung hat die Schaffung von 100.000 Arbeitsgelegenheiten für Flüchtlinge angekündigt, um Geflüchtete an den deutschen Arbeitsmarkt heranzuführen. Die Flüchtlinge sollen eine Entlohnung von 80 Cent pro Stunde erhalten.

(felt/AFP)
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