Uni Düsseldorf wirft Ministerin Plagiat vor Annette Schavan geht in die Offensive

Berlin · Nach einem Gutachten der Uni Düsseldorf hat Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) bei ihrer Promotionsarbeit vor mehr als 30 Jahren getäuscht. Die Ministerin bestreitet die Vorwürfe und kritisiert die Uni. Die Grünen-Fraktionschefin Renate Künast nennt das Verhalten der Ministerin beschämend.

Das ist Annette Schavan
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Bildungsministerin Annette Schavan hat die Täuschungsvorwürfe gegen ihre Doktorarbeit zurückgewiesen. Sie kündigte eine Stellungnahme vor der Universität an. "Ich habe zu keinem Zeitpunkt bei der Arbeit an meiner Dissertation versucht zu täuschen", sagte Schavan unserer Zeitung.

Im Mai hatte ein anonymer Plagiatsjäger zuerst im Internet Vorwürfe gegen die Ministerin erhoben. Seit dieser Zeit prüft die Universität Düsseldorf die 32 Jahre alte Arbeit der CDU-Politikerin. Ein wissenschaftliches Gutachten, das zu dem Ergebnis kommt, Schavan habe damals tatsächlich getäuscht, wurde am Wochenende vom Magazin "Spiegel" öffentlich gemacht.

"Sobald mir der Promotionsausschuss Gelegenheit dazu gibt, werde ich zu den Vorwürfen Stellung nehmen", sagte Schavan. Dass sie erst am Freitag durch den "Spiegel" auf das Gutachten aufmerksam gemacht worden sei, kritisierte die Ministerin. "Es ist ein bemerkenswerter Vorgang, dass ein vertrauliches Gutachten eines Hochschullehrers der Presse vorliegt, bevor die Betroffene von der Existenz des Gutachtens weiß." Sie werde sich an die Spielregeln halten und "mit der Universität nicht über die Öffentlichkeit kommunizieren", betonte Schavan.

60 Seiten wurden beanstandet

Von der Universität erhielt die Ministerin keine Aufforderung, sich zu den Plagiatsvorwürfen zu äußern. Vielmehr rief Schavan, nachdem sie von der Existenz des Gutachtens erfahren hatte, den Uni-Rektor an und ließ sich das 75-seitige vertrauliche Gutachten schicken. Der Gutachter, Professor Stefan Rohrbacher, Prodekan und Leiter des Promotionsausschusses, erkennt an etlichen Stellen in Schavans Arbeit "das charakteristische Bild einer plagiierenden Vorgehensweise".

Sein Fazit: "Eine leitende Täuschungsabsicht ist nicht nur angesichts der allgemeinen Muster des Gesamtbildes, sondern auch aufgrund der spezifischen Merkmale einer signifikanten Mehrzahl von Befundstellen zu konstatieren." Im Klartext: Schavan habe getäuscht. Der Wissenschaftler beanstandet Textstellen auf 60 der 351 Seiten. Ein wiederkehrender Vorwurf: Schavan zitiere Sekundärliteratur und nicht die Originalquellen. Sie soll auch Textbausteine eines Autoren verwendet haben, den sie nicht erwähnt.

Schavan beriet sich nach Informationen unserer Zeitung am vergangenen Wochenende mehrfach mit Kanzlerin Angela Merkel. Diese soll ihrer Ministerin Unterstützung signalisiert haben. Man müsse das Gesamturteil des Promotionsausschusses abwarten, heißt es an der CDU-Spitze. Sollte die Düsseldorfer Uni der Forschungsministerin den Doktortitel aberkennen, müsse Schavan zurücktreten.

Die Opposition kritisierte die Ministerin. "Es ist beschämend, dass Schavan die Sache aussitzen will", sagte Grünen-Fraktionschefin Renate Künast. Noch habe Schavan ihr Amt formal inne, "aber die Glaubwürdigkeit — die sie für eine gute Amtsführung braucht — hat sie schon verloren."

(qua/brö)
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