Plattform "Mir geht ein Licht auf!" Die AfD verbreitet das Buch eines Rechtsradikalen

Düsseldorf · Die Alternative für Deutschland (AfD) ist auf Expansionskurs – nicht nur politisch, sondern auch wirtschaftlich. Neben dem umstrittenen Goldgeschäft betätigt sich die Partei auch als Online-Händlerin auf der Plattform "Mir geht ein Licht auf!", wo sie seit November eine Auswahl 19 politischer und geschichtlicher Bücher verkauft. Darunter ist auch das Werk eines gewissen Hans Becker von Sothen.

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Foto: dpa, Bernd von Jutrczenka

Die Alternative für Deutschland (AfD) ist auf Expansionskurs — nicht nur politisch, sondern auch wirtschaftlich. Neben dem umstrittenen Goldgeschäft betätigt sich die Partei auch als Online-Händlerin auf der Plattform "Mir geht ein Licht auf!", wo sie seit November eine Auswahl 19 politischer und geschichtlicher Bücher verkauft. Darunter ist auch das Werk eines gewissen Hans Becker von Sothen.

Von Sothen, im vergangenen Sommer gestorben, schrieb für rechtsextreme Zeitschriften und hatte Beziehungen zur Neonazi-Szene; der Ares-Verlag, der Sothens Buch verlegte, bietet namhaften Rechtsradikalen ein Forum.

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In dem Buch "Bild-Legenden. Fotos machen Politik" untersuchte der Autor 48 angeblich gefälschte Fotografien, die durch Retuschen, Collagen und falsche Unterschriften manipuliert worden sein sollen. Weil die Mehrzahl der Fotos von den Gegnern Deutschlands in den Weltkriegen stammt und die vermeintlichen Fälschungen der Nationalsozialisten dagegen äußerst lapidar erscheinen, verströmt die Auswahl einen revisionistischen Geist. Nach dem Motto: Wenn die Kriegsgegner manipuliert haben, dann kann die Geschichtsschreibung doch so nicht stimmen.

Wissenschaftlich hat das Buch keine Relevanz. "Hans Becker von Sothen und der Ares-Verlag sagen mir nichts", erklärt Peter Schmidt, der Fachreferent für Geschichte an der Universitätsbibliothek Köln. In Nordrhein-Westfalen ist das Buch nur in einer einzigen Bibliothek, in der Lippischen Landesbibliothek in Detmold, zu finden.

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Von Sothen war neun Jahre als Lektor des Verlags

Der 2005 gegründete Ares-Verlag gehört zum Leopold-Stocker-Verlag, einem Grazer Haus mit tiefbrauner Vergangenheit. Verlagsgründer Leopold Stocker (1886-1959) war überzeugter Nationalsozialist und ließ antisemitische Literatur verbreiten. Unter seiner Tochter Ilse wurden später unter anderem die Machwerke des Holocaustleugners David Irving verlegt. Und auch der jetzige Verlagsinhaber Wolfgang Dvorak-Stocker scheint diese Weltanschauung zu teilen.

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Foto: dpa, spf pil tmk

Laut der Stiftung "Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes" (DÖW), die vom österreichischen Staat und der Stadt Wien getragen wird, hat Dvorak-Stocker Kontakte zur rechtsextremen Szene. Da auch das Programm Werke rechtsextremistischer und revisionistischer Autoren beinhaltet, weist der Leopold-Stocker-Verlag laut DÖW mehrere Berührungspunkte zum Rechtsextremismus auf. Der Verlag werde von Neonazis in Österreich und Deutschland durchweg positiv gesehen.

Hans Becker von Sothen arbeitete neun Jahre als Lektor des Ares-Verlages. In dieser Zeit erschienen Bücher von Olaf Rose — der NPD-Politiker trat 2012 bei der Wahl des Bundespräsidenten gegen Joachim Gauck an — oder von Thor von Waldstein, einem ehemaligen Politiker der NPD. Außerdem schrieb von Sothen auch mehrere Aufsätze in den österreichischen Zeitschriften "Die Aula" und "Neue Ordnung". Beiden Zeitschriften werden vom DÖW als rechtsextrem eingestuft, Artikel in der "Neuen Ordnung" sind laut Gerichtsurteil "stark rechtsnational, zum Teil das NS-Regime verharmlosend".

Kontakte zur rechtsextremen Szene

Von Sothen hatte auch persönlich Verbindungen zur rechtsextremen Szene. Nach Recherchen der österreichischen Zeitung "Der Standard" aus dem Jahr 2011 war er jahrelang in einem geschlossenen Neonazi-Forum unter dem Pseudonym "Nemesis" aktiv. In dem Forum tauschten sich NPD- und FPÖ-Funktionäre mit Neonazis aus über Themen wie "Binnenjuden-Zentralrat-Holokult", oder in einem geschlossenen Unterforum über Bombenbau und "illegale Geldbeschaffung".

Sein Werk verbreitet nun die AfD in Deutschland — ohne die geringsten Bedenken. "Für die Inhalte übernehmen wir als Verkäufer keine Verantwortung", erklärt der Pressesprecher der AfD, Christian Lüth.

(jh)
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