Plan von Gesundheitsminister Spahn Ärzte sollen mehr Sprechstunden anbieten

Berlin · Gesundheitsminister Spahn will niedergelassene Mediziner dazu bringen, öfter Patienten ohne Termin anzunehmen. Dafür soll es mehr Geld geben.

 Ein Arzt im Patientengespräch (Symbolbild).

Ein Arzt im Patientengespräch (Symbolbild).

Foto: Shutterstock/sukiyaki

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat es sich zum Ziel gesetzt, die Wartezimmer von Ärzten leerer werden zu lassen und Patienten schneller in Termine zu vermitteln. Der Koalitionsvertrag sieht vor, dass die Mediziner ihre Mindestsprechstundenzeit von 20 auf 25 Stunden pro Woche erhöhen müssen. Zudem will der CDU-Politiker die Praxisärzte verpflichten, künftig auch Sprechstunden ohne Terminvergabe anzubieten.

"Es muss wöchentlich zumindest einen Vormittag geben, an dem es möglich ist, sich spontan behandeln zu lassen", sagte Spahn unserer Redaktion. Das solle dann aber auch entsprechend vergütet werde. Er wolle erreichen, dass es eine Mindestzahl an offenen Sprechstunden pro Woche gebe, kündigte der Gesundheitsminister an. "Manche Praxis nimmt Patienten nur nach vorheriger Terminabsprache an."

Auch die nur schleppend laufende Vermittlung von Sprechstunden über die Terminservicestellen der Ärzteschaft will Spahn mit mehr Geld in Schwung bringen. "Wer künftig als Haus- oder Facharzt in der Grundversorgung über die Terminservicestellen neue Patienten kurzfristiger annimmt, soll außerhalb der Budgetierung honoriert werden", betonte der Minister. Es müsse schon einen Anreiz für die Ärzte geben, auch mehr Patienten anzunehmen.

Seit Anfang 2016 ist die Ärzteschaft verpflichtet, über Servicestellen Patienten Termine zu vermitteln. Das Gesetz schreibt vor, dass die Ärzteschaft jedem Kassenpatienten binnen einer Woche einen Termin für einen Facharzt nennen muss, auf den der Erkrankte dann nicht länger als vier Wochen warten muss. Voraussetzung ist eine "dringende Überweisung". Nur für Termine beim Augen- und Frauenarzt sind keine Überweisungen notwendig. Nicht vermittelt werden bislang Haus- und Kinderärzte. Auch die will Spahn einbeziehen.

Die Ärzte hatten sich anfangs gegen die Vermittlung gestemmt, die Servicestellen dann aber doch bei ihren Kassenärztlichen Vereinigungen eingerichtet. Die Patienten haben allerdings keinen Anspruch auf ihren Wunscharzt, sondern müssen bei der Vermittlung einen Mediziner in zumutbarer Entfernung von ihrer Wohnadresse akzeptieren.

Wie nützlich die Vermittlung ist und wie drängend das Problem der Terminnot in Deutschland tatsächlich, diese beiden Fragen sind umstritten. Vonseiten der Krankenkassen heißt es, seit Einrichtung der Terminservicestellen sei die Zahl der Versicherten-Beschwerden über fehlende Arzttermine nicht gesunken.

Die Ärzteschaft wiederum hat immer wieder darauf hingewiesen, dass die Wartezeiten in Deutschland im internationalen Vergleich gering seien und dass dringende Fälle stets sofort behandelt würden. Nach einer Studie der Kassenärztlichen Bundesvereinigung warteten mehr als 80 Prozent der Kassenpatienten auch vor Einführung der Servicestellen weniger als einen Monat auf einen Facharzttermin.

(qua)
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