Trumps Grundsatzrede zum Islam Der Scharfmacher hat Kreide gefressen

Meinung · Kein Zweifel, US-Präsident Trump hat bei seiner Rede in Riad manches Richtige gesagt. Es stimmt, dass die islamischen Länder mehr tun müssen, um das Übel des islamistischen Extremismus zu bekämpfen. Doch glaubwürdig war Donald Trumps Rede nicht.

 US-Präsident Trump bei einem Begrüßungsritual in Riad.

US-Präsident Trump bei einem Begrüßungsritual in Riad.

Foto: AFP

Es hat etwas Beruhigendes, wenn er versichert, Amerika wolle andere weder belehren noch ihnen seinen "Way of Life" aufzwingen. Es entspricht ausnahmsweise einmal den Fakten, wenn er betont, dass die Opfer des Terrors zu 95 Prozent Muslime sind. In manchen Passagen seiner Grundsatzrede zum Islam, die er vor Vertretern islamischer Länder in Saudi-Arabien hielt, klang er kaum anders als Barack Obama, der sich vor acht Jahren in Kairo an die islamische Welt wandte. Nur ist es eben nicht glaubwürdig, wenn solche Sätze ausgerechnet aus seinem Mund kommen.

Es war Trump, der im Wahlkampf populistische Hysterie schürte, indem er ohne jede Differenzierung davon sprach, dass der Islam Amerika hasse. Es war Trump, der - wiederum sehr pauschal - einen Einreisestopp für Muslime verlangte. Schließlich war es der Kandidat Trump, der nahezu täglich vom radikalen islamischen Terrorismus sprach und der Regierung Obama zwielichtige Absichten unterstellte, weil die sich weigerte, den Begriff zu benutzen. Der Scharfmacher hat Kreide gefressen, allerdings fehlt der Wandlung die Gravitas.

Eher verrät sie den Immobilientycoon, der seine Slogans schon immer dem jeweiligen Geschäft angepasst hat: Hauptsache, am Ende stimmt der Gewinn. Dass das Königshaus in Riad 110 Milliarden Dollar lockermacht, um amerikanische Rüstungsgüter zu kaufen, trug sicher dazu bei, den Gast aus Washington freundlich zu stimmen.

Plumpe Polemik verkennt die Realität

Die Saudis werden jubeln, dabei hat es etwas Absurdes, wie Trump dem Iran sämtliche Schuld in die Schuhe schiebt. Einem Land, das zweifellos zu nahöstlicher Instabilität beiträgt, aber weit davon entfernt ist, der Hauptsponsor des Terrorismus zu sein, zu dem der US-Präsident es praktisch stempelt. Als wäre der IS, eine Miliz fanatischer Sunniten, eine Kreatur der schiitischen Ajatollahs in Teheran.

Als hätte Saudi-Arabien, das gedanklich rückständigste Land der Region, mit dem Phänomen allenfalls am Rande zu tun. Die plumpe Polemik verkennt nicht nur die Realität, sie deutet auch einen verhängnisvollen Kurswechsel an. Hatte Obama versucht, die Iraner aus der Kälte zu holen, so drängt Trump sie erneut in die Ecke der Ausgestoßenen. Gefährlich wird es, wenn er seinen Worten Taten folgen lässt und das mühsam ausgehandelte Atomabkommen kündigt.

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