Persönlich David Brown . . . ist leidgeprüfter Polizeichef

Als er vor 33 Jahren in Dallas anfing, blendete David Brown neulich zurück, hatte er noch dichtes Haar, eine volle Afrofrisur. "Und nun, Sie sehen ja selber", fügte er lächelnd hinzu und strich sich mit einer Hand über die Glatze. David O'Neal Brown (55), der Polizeichef der texanischen Metropole, ist die tragische Figur des Sommers des Zorns, wie amerikanische Kolumnisten den Sommer 2016 bereits jetzt charakterisieren. Als er vor sechs Jahren seinen Posten antrat, kam er als Reformer, der dazu beitragen sollte, das Image von Dallas aufzupolieren. Die "City of Hate", wie sie 1963 nach dem Mord an John F. Kennedy genannt wurde, war Dallas zwar schon lange nicht mehr. Doch die Stadt wollte endgültig mit dem Klischee aufräumen, dass das Leben in Texas besonders rau sei. Ihre Polizeikräfte sollten unter Browns Ägide zum Vorbild werden, zu einem Musterfall für geschickte Deeskalation.

Weil die Bilanz ihm Recht gab, traf es das aufblühende Dallas umso härter, als Micah Johnson am Donnerstag im Stile einer Ein-Mann-Bürgerkriegsmiliz gezielt fünf Polizisten ermordete. Es liege bittere Ironie in der Tatsache, dass "dieser Verrückte" sich ausgerechnet Dallas ausgesucht habe, sagt Chuck Wexler, der Direktor eines Polizei-Forschungsinstituts in Washington.

Es hat auch persönliche Gründe, dass der Mann mit der blank polierten Glatze Deeskalation trainieren lässt. Vor sechs Jahren erschoss Browns Sohn einen Polizisten und einen Zivilisten, eher er selber von einem Beamten getötet wurde. Der schockierte Vater führte lange Gespräch mit den Familien der Opfer, bevor er vor laufenden Kameras bekannte: "Das tut so weh, dass ich die Trauer, die ich in meinem Herzen trage, nicht annähernd mit Worten beschreiben kann." Auch einen früheren Kollegen und seinen Bruder hat Brown durch Waffengewalt verloren. Wenn jemand glaubwürdig zur Besinnung aufrufen kann, dann also David Brown. Frank Herrmann

(RP)
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