Frankfurt/Berlin Commerzbank streicht 7300 Stellen

Frankfurt/Berlin · Der Konzern will mehr als jede fünfte Vollzeitstelle abbauen, aber auch Arbeitsplätze in anderen Bereichen schaffen. Der Bund als Großaktionär äußert sich nicht - ebenso wenig wie zur Deutschen Bank.

Die nächste Hiobsbotschaft aus Deutschlands Banken ist da: Bei der Commerzbank fallen dem angekündigten Radikalumbau unter dem Strich etwa 7300 Arbeitsplätze zum Opfer. Dies hat das Unternehmen gestern in einer Pflichtmitteilung für die Börse angekündigt. Eigentlich war die Veröffentlichung erst für heute erwartet worden, aber man habe sich durch die Berichterstattung der vergangenen Tage veranlasst gesehen, früher zu handeln, erklärte die Commerzbank. Die Entscheidung soll heute fallen, wenn der Aufsichtsrat über die Pläne des Vorstands informiert worden ist.

Der Umbau sieht die Konzentration auf zwei Kundenbereiche (Privat- und Unternehmerkunden sowie Firmenkunden), die Aufgabe der einst hochgelobten Mittelstandsbank als eines eigenen Geschäftsfelds und eine deutliche Verkleinerung im Investmentbanking vor. Nach Angaben des Kreditinstituts soll er etwa 1,1 Milliarden Euro kosten, dafür aber jährlich 700 Millionen Euro sparen. Dies führt dazu, dass die Aktionäre vermutlich bis 2020 leer ausgehen, wie so oft in den vergangenen Jahren. Seit 2007 ist nur einmal eine Dividende gezahlt worden - nämlich für 2015, da waren es 20 Cent je Aktie. Dies hatte der damalige Bankchef Martin Blessing als ersten Schritt auf dem Rückweg in die Normalität bezeichnet.

Doch unter seinem Nachfolger Martin Zielke geht der Sparkurs weiter. Schon unter Blessing waren etwa 5000 Arbeitsplätze abgebaut worden. Jetzt sind es brutto 9600 Vollzeitstellen, die gestrichen werden - mehr als ein Fünftel. Ihnen stehen 2300 neue Jobs gegenüber. Die Bank wolle wachsen und werde auch weiter in die Digitalisierung des Geschäfts investieren, heißt es.

In einem Brief an die Mitarbeiter hat Zielke eingeräumt, dass die Bank in den vergangenen vier Jahren ihre wichtigsten Ziele nicht erreicht habe. Man verdiene "einfach nicht genug Geld, um die Bank dauerhaft mit Erfolg in die Zukunft zu führen". Abwarten sei keine Lösung: "Wir müssen dringend selbst tätig werden, um die Bank deutlich profitabler zu machen", heißt es im Schreiben des Vorstandschefs.

Die Bundesregierung, die noch knapp 15 Prozent der Commerzbank-Anteile hält, wollte sich zur neuen Strategie des Unternehmens nicht äußern. Der Bund war vor sieben Jahren inmitten der Finanzkrise bei der Bank eingestiegen. Er hatte damals 25 Prozent der Anteile übernommen und die Bank mit mehr als 18 Milliarden Euro gestützt.

Auch die Lage bei der Deutschen Bank will die Koalition weiterhin nicht kommentieren. In Regierungskreisen hieß es gestern, spekulative Medienberichte über angebliche Notfallpläne für die größte deutsche Bank seien fahrlässig. Dadurch werde die Unruhe auf dem Markt nur größer. Auch ein Sprecher der Europäischen Zentralbank (EZB) sagte gestern nach einem Treffen von EZB-Chef Mario Draghi mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU): "Kein Kommentar zur Deutschen Bank." In den vergangenen Tagen hatte es mehrfach Gerüchte gegeben, hochrangige Beamte in Berlin und Brüssel spielten Notfallszenarien für den Fall durch, dass die Deutsche Bank in eine Schieflage gerate. Auslöser für diese Spekulationen war eine Milliardenforderung des Justizministeriums in Washington gewesen.

(mar)
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