Laut Medienberichten: Ex-Krypto-König Bankman-Fried soll für 25 Jahre ins Gefängnis
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NRW: Dealer belastet Schleußer und WestLB Clement kündigt rechtliche Schritte an

Düsseldorf (dpa/lnw). In der Düsseldorfer "Flugaffäre" hat der wegen Drogenschmuggels inhaftierte Ex-Pilot Ralph Henry Ermisch schwere Vorwürfe gegen die Westdeutsche Landesbank (WestLB) erhoben. Der verstorbene Chef der Chartergesellschaft PJC, Peter Wichmann, habe der Bank überhöhte Flugkosten in Rechnung gestellt, mit denen "Sex-Dienstleistungen" an Bord bezahlt worden seien. Auf Flügen nach Ibiza habe Wichmann als Stewardessen getarnte Prostituierte eingesetzt, sagte Ermisch am Dienstag vor dem Untersuchungsausschuss des nordrhein-westfälischen Landtags.

Mit PJC-Maschinen sei im Auftrag der Bank auch Bargeld in die Schweiz gebracht worden. Er habe den Eindruck, dass Bankchef Friedel Neuber erpressbar gewesen sei, erklärte der Zeuge, der in Handschellen vorgeführt wurde. Neuber habe den PJC-Chef Wichmann in Einzelheiten der WestLB-Strategie bei der Fluggesellschaft LTU und den Anteilserwerb an der Bank Austria eingeweiht, sagte Ermisch. Die Bank habe jedenfalls die überhöhten Flugrechnungen von PJC akzeptiert. Etwa zehn Prozent der jährlich rund 200 PJC-Flüge für die WestLB hätten Ibiza zum Ziel gehabt.

Neuber habe auch gewusst, dass Wichmann Kokain genommen habe. Der Bank-Chef ist für den kommenden Freitag als Zeuge vor den Ausschuss geladen. NRW-Ministerpräsident Wolfgang Clement (SPD) hat die "Flugaffäre" unter Anspielung auf Ermisch wiederholt als "Luftnummer" bezeichnet, die "kriminellen Hirngespinsten" entsprungen sei.

Ermisch warf dem Mitte vergangener Woche zurückgetretenen Finanzminister Heinz Schleußer (SPD) weitere angebliche Privatflüge mit Chartermaschinen der WestLB vor. Er und Wichmann hätten Schleußer am 31. Juli 1992 zusammen mit einer Begleiterin nach Ibiza geflogen und am Tag darauf von dort wieder zurückgebracht. Die Flüge seien in den Bordbüchern als Reisen nach Jugoslawien getarnt worden. Der 51- Jährige blieb auch bei seiner Behauptung, nachdem ihm die SPD mit dem Terminkalender Schleußers konfrontiert hatte.

Danach war der ehemalige Finanzminister am 31. Juli 1992 in Düsseldorf und am 1. August mit einer offiziellen Fluglinie nach Kroatien in den Urlaub geflogen. "Der Flug kann also gar nicht stattgefunden haben", sagte der SPD-Obmann im Ausschuss, Edgar Moron. Auch die von Ermisch für den Flug angegebene Maschine sei zu diesen Zeitpunkten nicht bewegt worden. Der Ausschussvorsitzende, Rolf Hahn (CDU), lehnte Morons Antrag auf Vereidigung des Zeugen ab. Er wolle Ermisch nicht der Gefahr aussetzen, einen Meineid zu schwören.

Keine Erinnerung an Raus FlügeWichmann habe auf Ibiza Dinge betrieben, die er nicht für "sittenmäßig" gehalten habe, sagte Ermisch. Der PJC-Chef habe ihm pornografische Fotos gezeigt, die in seinem Jet und auf der Wichmann- Yacht aufgenommen worden seien. Auf den Fotos seien auch Politiker gewesen, sagte Ermisch. An die Namen, die ihm Wichmann genannt habe, könne er sich nicht erinnern. Es sei aber niemand gewesen, der im Zusammenhang mit dem Untersuchungsausschuss stehe.

Keine Angaben machte Ermisch zu angeblichen Privatflügen des früheren Ministerpräsidenten Johannes Rau. Er erinnere sich zwar an Flüge zu den ostfriesischen Militärflughäfen Wittmundhaven und Jever. Daten und Fluggäste konnte er aber nicht nennen. Die Witwe des PJC- Chefs, Sabine Wichmann, hatte behauptet, sie habe einen Flug von Rau nach Wittmund oder in die Nähe organisiert, damit Rau noch eine Fähre auf eine ostfriesische Insel erreichen konnte.Clement kündigt rechtliche Schritte anNRW-Ministerpräsident Wolfgang Clement (SPD) hat nach den Aussagen des früheren Piloten Ralph Henry Ermisch vor dem Düsseldorfer Untersuchungsausschuss zur "Flugaffäre" rechtliche Schritte angekündigt. Die Aussagen des aus der Haft vorgeführten Zeugen hätten gezeigt, dass Darstellungen der so genannten Flugaffäre "in wesentlichen Teilen auch auf Aussagen von Kriminellen zurückgehen", teilte Regierungssprecher Klaus Klenke am Dienstagabend in Düsseldorf mit.

Clement habe angewiesen, dass gegen die Urheber der Vorwürfe und gegen deren öffentliche Darstellung mit allen rechtlichen Mitteln vorgegangen werde. Zugleich solle der Deutsche Presserat angerufen werden. "Die Landesregierung wird Kabinettsmitglieder ebenso wie ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gegen ehrverletzende Darstellungen mit allen rechtlichen Mitteln in Schutz nehmen", hieß es in der Mitteilung.

WestLB: Behauptungen "samt und sonders unzutreffend"Am Abend wies auch die Westdeutsche Landesbank (WestLB) die Einlassungen des früheren Piloten der Chartergesellschaft PJC vor dem Untersuchungsausschuss als falsch zurück. "So weit er ehrenrührige und das Ansehen der WestLB beschädigende Behauptungen aufgestellt hat, die Bezug zur WestLB und deren Vorstandsvorsitzenden aufweisen, sind diese samt und sonders unzutreffend", teilte die Bank mit. Unklar sei, welche Aufklärung sich der Untersuchungsausschuss "angesichts des fortbestehenden kriminellen Hintergrundes des Zeugen" von dessen Vernehmung erhoffe. "Die zuständigen Ermittlungsbehörden werden die Einleitung eines Verfahrens wegen Verdachts der Falschaussage zu überprüfen haben", hieß es in der Mitteilung.

Mehr dazu: Zeuge in Handschellen berichtet von Porno-Partys

(RPO Archiv)
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