London Britisches Parlament darf sein Pergament behalten

London · Großbritannien bewahrt eine jahrhundertealte Tradition und wird Abschriften seiner Gesetze weiter auf Pergament anfertigen. Damit hob die Regierung eine zuvor getroffene Entscheidung auf, nach der künftige Gesetze stattdessen auf Archivpapier geschrieben werden sollten. Der zuständige Minister, Matt Hancock, sagte, Großbritannien solle Pergament weiter nutzen, "um unsere große Tradition sicherzustellen". Auch der Chef des Pergamentproduzenten William Cowley, Paul Wright, zeigte sich erfreut.

Um die vergleichsweise bescheidene Summe von 80.000 Pfund (gut 100.000 Euro) im Jahr einzusparen, hatte das britische Parlament mit einer seiner ältesten Traditionen brechen wollen. Seit fast 1000 Jahren wurden die wichtigsten Dokumente des Königreichs stets auf abgeschabter Tierhaut festgehalten. Darunter das "Domesday Book" aus dem Jahre 1086 oder auch die 800 Jahre alte Magna Carta. Bis heute wird jeder neue Gesetzesakt auf einer der feinsten Pergament-Arten konserviert: Vellum, aus Kalbshaut gefertigt, ein teures, lichtbeständiges und extrem haltbares Material. Archivpapier dagegen hat selbst unter perfekten Bedingungen nur eine Lebensdauer von bis zu 500 Jahren.

Entsprechend laut war die Kritik. "Wenn Geschichte keine Rolle spielen soll", sagte die Abgeordnete Sharon Hodgson, "warum versuchen wir dann, dieses Gebäude zu erhalten? Tradition ist wichtig." Und ihr Kollege John Gray argumentierte: "Vellum hält 5000 Jahre und Archivpapier nur ein paar hundert. Wir haben die wichtigsten historischen Dokumente der britischen Geschichte nur deswegen, weil sie auf Vellum geschrieben wurden."

(RP)
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