Persönlich Bowe Bergdahl . . . droht lebenslange Haft

Vor einem Jahr galt Bowe Bergdahl (29) noch als der große Held in den Vereinigten Staaten. Der US-Soldat, Sohn norwegischer Eltern, war im Afghanistan-Krieg 2009 in die Hände der Taliban geraten. Er wurde gefoltert und nach einem Fluchtversuch über Wochen in völliger Dunkelheit in einem Käfig eingesperrt. Erst nach viereinhalb Jahren Gefangenschaft kam Bergdahl letztlich durch einen Austausch gegen fünf gefangene Taliban-Terroristen wieder frei. So der Heldenmythos.

Doch das ist eine Mär.

Heute gilt Bowe Bergdahl als Deserteur. Der republikanische US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump nennt ihn sogar einen "Verräter". Ein Militärgericht klagt Bergdahl nun an. Fahnenflucht und unpassender Umgang mit dem Feind werden ihm vorgeworfen. Statt in Freiheit zu leben, droht dem Soldaten wieder Gefangenschaft. In diesem Fall sogar lebenslange Haft. Wie konnte es dazu kommen?

Bergdahl wuchs in der Kleinstadt Hailey im Bundesstaat Idaho auf. Seine Hobbys waren Fechten, "Martial Arts" - eine besondere Kampfkunst - und später auch Ballett. Das war 2006. Dann änderte sich Bergdahls Leben rasch. Die Grundausbildung bei der US-Küstenwache überforderte ihn. Der damals 20-Jährige floh aus "psychologischen Gründen" nach nur 26 Tagen in ein buddhistisches Kloster. Dort tankte er Kraft und schloss sich schließlich 2008 der US-Army an. Ein Kamerad, Jason Fry, beschrieb Bergdahl als "ruhigen Einzelgänger". Auffällig sei gewesen, dass er jede freie Minute afghanische Karten studiert habe. Und er soll gesagt haben: "Wenn der Afghanistan-Einsatz zu lahm wird, gehe ich in die Berge Pakistans." Am stärksten belastet Bergdahl wohl ein Abschieds-Brief, geschrieben kurz vor seiner Gefangenschaft am 27. Juni 2009: "Mama, Papa, die Zukunft ist zu gut, um sie mit Lügen zu verschwenden. Ich habe ihre Ideen gesehen. Ich schäme mich, ein Amerikaner zu sein. Das System ist falsch."

Kilian Treß

(RP)
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