Berlin Boris Johnson: Meine Frau ist Berlinerin

Berlin · Der britische Außenminister war zu seinem ersten offiziellen Besuch in Berlin.

Der neue britische Außenminister Boris Johnson hat sein Deutsch aus dem Gymnasium noch nicht verlernt. "Dankeschön, Frank-Walter", beschied er fast akzentfrei seinen deutschen Amtskollegen Frank-Walter Steinmeier. Und den Journalisten sagte er: "Ich bin nicht ein Berliner (Kunstpause). Aber meine Frau ist eine Berlinerin."

Die Charme-Offensive des berühmtesten EU-Aussteigers verfing aber bei Deutschlands Chef-Diplomat nur zum Teil. Steinmeier bekräftigte sofort die altbekannte Position der Bundesregierung beim ersten offiziellen Besuch des britischen Außenministers. Er machte erneut deutlich, dass Vorverhandlungen vor dem offiziellen Beginn des Austrittsprozesses für Deutschland nicht infrage kommen: Er sehe dafür "keinen Raum". Es gehe auch nicht, dass man über einen erleichterten Zugang zum EU-Binnenmarkt für die Briten rede und sie andererseits die "weniger attraktiven Teile" der EU ablehnten. "Wir warten jetzt erst mal ab, wie die britische Positionierung zum Austrittsantrag ausgeht, und dann sollten die Verhandlungen schnellstmöglich beginnen." Deutschland zähle darauf, dass Großbritannien im Umgang mit Krisen und Konflikten künftig ein enger Partner bleibe, sagte Steinmeier.

Johnson betonte, dass die Austrittsverhandlungen der Briten mit Brüssel "mit der richtigen Einstellung" zu einem Gewinn für beide Seiten werden könnten. Die Entscheidung des High Court, so Johnson, dürfe man nicht überbewerten. Sie sei nur ein Schritt in einem juristischen Verfahren. "Ich denke nicht, dass das den Prozess aufhalten wird." Der High Court, eines der britischen Traditionsgerichte, hatte am Donnerstag entschieden, dass die Regierung den EU-Austritt des Landes nicht ohne Zustimmung des Parlaments erklären darf - eine klare Niederlage für Premierministerin Theresa May, die das bisher nicht für notwendig hielt. Die Briten hatten am 23. Juni in einer Volksabstimmung entschieden, aus der EU auszutreten.

Für Montag hat die britische Regierung eine Erklärung zu dem Urteil im Parlament angekündigt. Die Verhandlungen über einen Brexit, den Austritt Großbritanniens aus der EU, sollen wie geplant im März des kommenden Jahres beginnen.

(RP)
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