Persönlich Boris Becker . . . kritisiert die Deutschen

Ein rotblonder Bursche spielte sich in die Herzen der Deutschen. Fast jeder wurde damals zum Tennisfan. Boris Becker weckte am 7. Juli 1985 mit dem Finalsieg in Wimbledon seine Sportart hierzulande aus dem Schlaf, kräftig unterstützt von Steffi Graf. Boris war ab sofort nationales Eigentum. Seine emotionale Art des Spiels, die berühmte Becker-Faust und der spektakuläre Becker-Hecht rissen die Fans mit, ließen sie mit ihrem Idol leiden.

Doch aus dem geliebten, gerade einmal 17 Jahre alten "Bobbele" ist längst der Boris geworden. Nach der sportlichen Karriere wich die Zuneigung oft der Häme. Der Superstar wurde zum Versager herabgestuft. Seine Autobiografie war kein Kassenknüller, auch als Geschäftsmann hatte Becker nicht nur Erfolge, im Privatleben lief nicht alles glatt. Im Interview mit dem BBC-Fernsehen überraschte der 47-Jährige nun mit der Aussage, dass er sich um die britische Staatsbürgerschaft bemühen wird. Seit Jahren schon lebt er mit seiner zweiten Frau, dem niederländischen Model Sharlely "Lilly" Kerssenberg, und dem gemeinsamen Sohn Amadeus im Londoner Stadtteil Wimbledon, in der Nähe der Tennisanlage, auf der er zum Weltstar geworden war.

"Die Leute", sagt Becker, "behandeln uns hier mit Respekt." Deutschland habe er hinter sich gelassen, auch weil "ich dort meine Privatheit verloren habe. Ich bin kein nationaler Leibeigener." In einem Radio-Interview wenige Tage zuvor betonte er: "Die Deutschen meinen, sie hätten einen Anspruch auf mich, dass ich ihnen gehören würde."

Im Ausland leben schon einige deutsche Spitzensportler. Die Staatsbürgerschaft gewechselt haben sie nicht. Unter bestimmten Voraussetzungen könnte Becker die deutsche behalten. Fünf Jahre Aufenthalt und keine Straftaten sind Voraussetzungen für die Einbürgerung in Großbritannien. Becker, der seit 2014 als Coach des Topstars Novak Djokovic auf die große Tennisbühne zurückkehrte, erfüllt diese Bedingungen.

(RP)
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