Persönlich Binali Yildirim . . . darf Ehrendoktor aus Berlin behalten

Bevor der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim (61) in die Politik ging, war der studierte Schiffsbauingenieur viele Jahre lang in der Werftindustrie tätig. Da blieb ihm keine Zeit, um nach höheren akademischen Weihen zu streben. Aber es gibt ja genug Universitäten, die sich darum reißen, die Mächtigen dieser Welt mit Ehrentiteln zu beglücken. So auch die Technische Universität Berlin: 2011, als noch alles in schönster Ordnung schien in der Türkei, verlieh die Hochschule Yildirim, damals Verkehrsminister, die Ehrendoktorwürde.

Nun ist aber nichts mehr in Ordnung in der Türkei. Yildirim gilt als einer der schlimmsten Scharfmacher im Gefolge von Staatschef Recep Tayyip Erdogan und mitverantwortlich für die Politik der Repression. Yildirim spiele eine tragende Rolle bei der Verfolgung Oppositioneller und der Entwicklung der Türkei in eine Diktatur, sagen Kritiker und forderten die Aberkennung der Ehrendoktorwürde.

Dem würde die TU Berlin wohl nur allzu gerne nachkommen, aber der Entzug des Ehrentitels komme aus rechtlichen Gründen nicht in Betracht, teilte die Hochschule mit. Yildirims Dr. h. c. lasse sich "nur bei wissenschaftsbezogenen Vergehen" kassieren. So wird der türkische Premier also weiter geschmückt mit einem deutschen Doktortitel die Politik seines Herrn umsetzen. In der Tat gibt es unter Erdogans Getreuen wohl keinen treueren als ihn. Yildirim zeichnet aus, dass er keine politischen Ambitionen hegt, die Erdogan als Bedrohung verstehen könnte. Tatkräftig half er sogar mit, sein eigenes Amt abzuschaffen, als das Präsidialsystem unlängst durchs Parlament gepeitscht wurde. Yildirim ist persönliche Opfer gewohnt: Nachdem er bei einer Kabinettsumbildung Ende 2013 vom damaligen Premierminister Erdogan entlassen worden war, übernahm er im Jahr darauf auf dessen Wunsch dennoch klaglos eine aussichtslose Kandidatur für den Bürgermeisterposten in Izmir.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort