Düsseldorf Bericht über Muslime in NRW widerlegt Klischees

Düsseldorf · Jeder zweite Muslim, der in NRW lebt, ist Mitglied in einem deutschen Verein. Das ist eins der überraschenden Ergebnisse der Studie "Muslimisches Leben in NRW", die Integrationsminister Guntram Schneider (SPD) gestern im Landtag vorgelegt hat. Die Untersuchung, die 226 Seiten umfasst, widerlegt zahlreiche Klischees. So wollen 99 Prozent der Befragten Kontakt zu Deutschen. 79 Prozent der Muslime, die in Deutschland zur Schule gingen, haben häufig Kontakt zu deutschen Freunden. "Der Bericht widerlegt die Thesen von Thilo Sarrazin", sagte Wolfram Kuschke von der SPD-Fraktion. Eine Parallelgesellschaft der Muslime in NRW sei nicht erkennbar.

Gleichwohl macht die Untersuchung auch die Schwächen der Integrationspolitik deutlich: Der Anteil der muslimischen Haushalte, die von Transferleistungen abhängig sind, liegt bei 21,6 Prozent. Ein hoher Bildungsabschluss führt offenbar nicht zwangsläufig zu besseren Chancen auf dem Arbeitsmarkt – 20 Prozent der Muslime mit Hochschulzulassung erhalten Sozialleistungen. Bei denen mit Realschulabschluss sind es nur 9,3 Prozent. Laut der Erhebung leben zwischen 1,3 und 1,5 Millionen Muslime in NRW. 46 Prozent der Befragten haben die deutsche Staatsangehörigkeit.

Der Landtag verabschiedete einstimmig einen Entschließungsantrag von SPD, Grünen und FDP, in dem festgestellt wird, dass der Islam ein Teil von NRW ist. Die CDU kritisierte zwar, der Antrag sei "hohl, oberflächlich und nichtssagend", stimmte aber dennoch zu.

Der Unions-Abgeordnete Michael Solf warf Minister Schneider vor, bei einem Empfang den türkischen Vize-Ministerpräsidenten übertrieben hofiert zu haben. Mit seinem "Herumscharwenzeln" habe Schneider "die Geschäfte der türkischen Innenpolitik" besorgt. Der Minister wies das zurück: Er habe sich nur "diplomatisch" verhalten.

Internet Studie "Muslimisches Leben in NRW" unter www.rp-online.de/politik

(RP)
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