Persönlich Beate Zschäpe . . . spricht, sagt aber nichts

Beate Zschäpe hat sich mit rechtsradikalem Gedankengut identifiziert. Jedenfalls zu der Zeit, in der sie mit ihren beiden Gespielen Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos zusammengelebt hat. Heute beurteile sie Menschen nicht nach Herkunft oder politischer Einstellung, "sondern nach ihrem Benehmen", sagt sie. Es ist der Wandel von der Rechtsradikalen zur Bürgerlichen, den sie vor dem Oberlandesgericht München zu zeichnen versucht. Weniger dieser Versuch ist überraschend als vielmehr die Tatsache, dass Beate Zschäpe (41) überhaupt spricht. Gesagt hatte sie in den 312 Verhandlungstagen bisher nichts. Sie hat bloß Erklärungen verlesen lassen. Ihre Stimme sei klar, dünn und weich, sagen Beobachter - sie hatten diese noch nie gehört.

Die Bundesanwaltschaft wirft Beate Zschäpe vor, als Mittäterin des zehnfachen Mordes schuldig zu sein. Sie soll zwischen 1998 und 2011 Mitglied in der rechtsextremen Terrorgruppe "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) gewesen sein. Dem NSU werden eine Mordserie und weitere Gewaltverbrechen gegen Migranten vorgeworfen. Böhnhardt und Mundlos gelten als Haupttäter; sie haben sich kurz vor der Aufdeckung selbst getötet. Übergeblieben ist Zschäpe, die im Hintergrund des Untergrunds die Fäden gezogen haben soll. Wird ihr das nachgewiesen, droht ihr lebenslange Haft.

Ihrer Aussage, die nur ein paar Sätze umfasste, lässt sich wenig entnehmen. Zu großen Teilen glich sie dem, was im Dezember 2015 einer ihrer Anwälte verlesen hatte. Gestern kamen ein paar Freizeitaktivitäten hinzu: Zschäpe liest etwa gern Fantasyromane oder schaut die Serie "Desperate Housewives". Das beschleunigt das Verfahren freilich nicht. Zschäpe hatte mit ihren drei ursprünglichen Verteidigern zunächst auf Schweigen gesetzt; sie wollte nichts sagen. Die sehr lange Dauer des Prozesses bedeutete einen Wandel: Sie spricht oder lässt sprechen, sagt aber nichts.

Henning Rasche

(RP)
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