Unterstützung für angeklagten Richter Garzon Zehntausende demonstrieren in Spanien

Madrid (RPO). Zehntausende Spanier haben am Samstag mit Demonstrationen in Madrid und anderen Städten des Landes ihre Unterstützung für den unter Anklage stehenden Richter Baltasar Garzon bekundet.

 An der Demonstration in Madrid beteiligten sich auch Prominente.

An der Demonstration in Madrid beteiligten sich auch Prominente.

Foto: AFP, AFP

Gegen den international bekanntesten Richter Spaniens wurde Anfang April wegen seiner Ermittlungen zu Verbrechen im spanischen Bürgerkrieg (1936-39) Anklage erhoben. Garzon wird vorgeworfen, damit wissentlich seine Amtsvollmachten überschritten zu haben.

An der Kundgebung in der Hauptstadt Madrid beteiligten sich auch Prominente aus dem Showgeschäft, darunter der Filmregisseur Pedro Almodovar. Einer der Demonstranten, der 33-jährige José Inocencio Rodriguez, sagte, Garzon werde dafür bestraft, dass er das Tabu des Bürgerkriegs brechen wolle. Sympathiekundgebungen für den Richter gab es auch in Barcelona und mehr als einem Dutzend anderen spanischen Städten.

Bei einem Schuldspruch droht Garzon zwar keine Haft. Der 54-Jährige muss aber damit rechnen, zwischen zehn und 20 Jahre von der Richterbank verbannt zu werden, was angesichts seines Alters auf ein Ende seiner Karriere hinauslaufen würde. Ein Prozess könnte im Juni beginnen. Garzon hat sein Vorgehen verteidigt und die Vorwürfe zurückgewiesen. Die Beschwerde gegen ihn war von drei rechtsgerichteten Gruppierungen eingereicht worden.

Garzon wird vorgeworfen, mit seinen Ermittlungen eine 1977 vom Parlament beschlossene Amnestie für Verbrechen im Bürgerkrieg missachtet zu haben. Garzons Ermittlungen drehten sich vor allem um den Tod von zehntausenden Zivilpersonen, die von Anhängern des Generals Francisco Franco, dem späteren Diktator, ermordet worden sein sollen. Es waren die ersten offiziellen Ermittlungen zu einer Epoche der spanischen Geschichte, die auch heute noch mit Tabus belegt ist.

Richter Garzon wurde international bekannt, als er 1998 den chilenischen Exstaatschef Augusto Pinochet in London festnehmen ließ. Außerdem reichte er Klage gegen Al-Qaida-Chef Osama bin Laden ein.

(apd/das)
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