Korruptionsskandal Zehntausende demonstrieren gegen Regierung in Malaysia

Kuala Lumpur · Ein millardenschwerer Korruptionsskandal in der Regierung treibt die Menschen in Malaysia zu einer Großdemo auf die Straßen. Die Organisatoren werden vorher festgenommen, die Lage ist gespannt.

 Zehntausende Menschen haben am Samstag in Malaysia friedlich gegen die in einen riesigen Korruptionsskandal verwickelte Regierung demonstriert.

Zehntausende Menschen haben am Samstag in Malaysia friedlich gegen die in einen riesigen Korruptionsskandal verwickelte Regierung demonstriert.

Foto: dpa, ww pt

Zehntausende Menschen haben am Samstag in Malaysia friedlich gegen die in einen riesigen Korruptionsskandal verwickelte Regierung demonstriert. Unter massivem Polizeiangebot zogen sie durch die Straßen der Hauptstadt Kuala Lumpur und verlangten den Rücktritt von Ministerpräsident Najib Razak. Der Regierungschef hält sich derzeit beim APEC-Gipfel der Pazifikanrainerstaaten in Peru auf.

"Wir brauchen Ablösung", rief der einstige Vize Najibs, Muhyiddin Yassin. Der Regierungschef feuerte ihn 2015. Muhyiddin hatte das Abwimmeln echter Ermittlungen im Korruptionsskandal gerügt. "Befreit das Volk", stand auf Plakaten. "Wenn Najib die Regierung nicht sauber führen kann, soll er an jemand anderen abgeben", meinte Demo-Teilnehmer Mohd Nazar Mat Juan. Bei dem Marsch war auch einer von Najibs schärfsten Kritikern dabei, der langjährige Regierungschef Mahathir Mohamad (91).

Bei dem Korruptionsskandal geht es um mehr als drei Milliarden US-Dollar, die aus dem Staatsfonds 1MDB unter Najibs Leitung verschwunden sind. Millionenbeträge auf seinen persönlichen Konten erklärte Najib als Spenden aus Saudi-Arabien. Ankläger in Singapur, der Schweiz und den USA ermitteln.

Die Teilnehmerzahl blieb hinter den Erwartungen zurück. Die Veranstalter hatten im vergangenen Jahr 400 000 Menschen mobilisiert, am Samstag schätzten sie Teilnehmerzahl aber nur auf bis zu 80 000, die Polizei sprach von 15 000. Zur Gegendemo von Regierungsanhängern kamen nicht wie angekündigt 300 000 Menschen sondern nach Polizeiangaben 2500. Die Regierungsgegner traten in gelb auf, die Anhänger in rot - womöglich in Anlehnung an die Gelb- und Rothemden, die bis zum Militärputsch 2014 in Thailand gegeneinander demonstrierten.

Die Sicherheitskräfte waren mit tausenden Kräften im Einsatz und hatten Wasserwerfer und Tränengastanks in Position gebracht, die aber nicht zum Einsatz kamen. Erst am Freitag hatte die Polizei die Räume der Veranstalter, der Organisation Bersih, durchsucht und die Chefin Maria Chin Abdullah sowie mehrere Mitstreiter festgenommen. Sie sollen womöglich illegal Spenden aus dem Ausland erhalten haben.
Bersih heißt auf deutsch sauber.

(mro/dpa)
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