IWF-Frühjahrstagung Varoufakis doziert, aber bleibt Antworten schuldig

Washington · Es sind die kritischen Fragen aus dem Publikum an Giannis Varoufakis, den griechischen Finanzminister, die zeigen, wie sehr das Verhalten der griechischen Regierung im Schuldendrama mittlerweile auch in der akademischen Welt auf Unverständnis stößt.

 Giannis Varoufakis trat bei einem Auftritt beim Brookings Institut in Washington als Dozent auf.

Giannis Varoufakis trat bei einem Auftritt beim Brookings Institut in Washington als Dozent auf.

Foto: afp, ACR

Beim Auftritt von Varoufakis beim US-Forschungsinstitut Brookings in Washington fragt eine griechische Akademikerin: "Danke für die theoretische Analyse, Herr Minister, aber die Griechen fragen sich: Wann bitteschön folgen endlich Aktivitäten dieser Regierung?" Ein anderer Experte sagt: "Ihr Problem, Herr Varoufakis, ist doch, dass sie nicht spezifisch werden. Wann hören Sie endlich auf, nur allgemeine Aussagen zu machen?" Ein dritter hält dem Griechen vor: "In Europa steht es doch 18 gegen einen. Warum glauben Sie immer noch, gegen die 18 anderen Euro-Länder ankommen zu können?"

Varoufakis beantwortet alle diese Fragen, die ihm am Rande der zweitägigen IWF-Frühjahrstagung gestellt werden, dozierend, ausweichend und unvollständig. Er wiederholt mehrmals, dass Griechenland in den Verhandlungen "gehört" werden wolle. "Wir machen Kompromisse, Kompromisse, Kompromisse, aber wir wollen nicht kompromittiert werden", sagt der Minister. Diese griechische Regierung werde keinen Vereinbarungen mit der Euro-Gruppe zustimmen, die keinen Sinn machen, weil sie nach ihrer Überzeugung falsch seien. Als Beispiel nennt er Privatisierungen um jeden Preis. "Fire-Sales", Notverkäufen des griechischen Tafelsilbers, werde er nicht zustimmen. Er strebe einen "neuen Vertrag bis Ende Juni" mit den Geldgebern an, sagt Varoufakis. Ein Ausscheiden Griechenlands aus dem Euro dürfe es nicht geben. "Jeder, der behauptet, er wisse, welchen Effekt der Grexit hätte, liegt falsch", sagt der Ökonomie-Professor Varoufakis - und will damit sagen, das Ausscheiden könne verheerend auf die Finanzmärkte, die Euro-Zone und vor allem Griechenland selbst wirken.

"Obwohl ich Spieltheoretiker bin, ist das hier kein Spiel für mich", sagt Varoufakis. Doch an der Ernsthaftigkeit Athens gibt es Zweifel. Für Griechenland wird die Zeit immer knapper, die Verhandlungen stehen seit zwei Monaten still, weil sich Athen zu wenig bewegt. Im Mai muss es erneut hohe Milliardensummen an den Internationalen Währungsfonds (IWF) zurückzahlen. Einen Zahlungsaufschub für Athen werde es nicht geben, sagte IWF-Chefin Christine Lagarde nach einem Treffen mit Varoufakis am Donnerstag. Es sei noch nie vorgekommen, dass ein entwickeltes Land einen Zahlungsaufschub vom IWF erhalten habe, sagte Lagarde am Donnerstag. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble bleibt der härteste Gegner der griechischen Regierung. Zum Auftakt seiner USA-Reise hatte er öffentlich über einen Grexit spekuliert, dies am folgenden Tag aber wieder zurückgenomme.

Ob er einen Grexit, das Ausscheiden Griechenlands aus dem Euro ausschließen könne, fragt ein griechischer Reporter den Bundesfinanzminister daraufhin in einer Diskussionsveranstaltung ebenfalls bei Brookings. "Das müssen Sie Herrn Varoufakis fragen. Dies ist einzig und allein eine Entscheidung Griechenlands", antwortet Schäuble. Wie ein kategorisches Nein klingt das nicht.

(mar)
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