Libyen Wirtschaftsboykott gegen die Schweiz

Tripolis (RPO). Libyen will den Streit mit der Schweiz jetzt auch auf wirtschaftlicher Ebene austragen und hat einen Handelsboykott verkündet. Gegen die Schweiz werde ein vollständiges Wirtschafts- und Handelsembargo verhängt, sagte ein Regierungssprecher am Mittwoch in Tripolis.

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Der Handel zwischen beiden Ländern ist wegen der seit mehr als anderthalb Jahren andauernden Krise bereits um mehr als die Hälfte zurückgegangen. Unter anderem sollten Arzneimittel und medizinische Geräte künftig anderswo beschafft werden, sagte Regierungssprecher Mohammed Baaju der Nachrichtenagentur AFP.

Die Schweizer Exporte nach Libyen beliefen sich im vergangenen Jahr auf 156 Millionen Schweizer Franken (106 Millionen Euro) und fielen damit um fast 45 Prozent geringer aus als noch im Vorjahr. Verglichen mit einem Exportvolumen von insgesamt 180 Milliarden Schweizer Franken ist das Geschäft mit Libyen eher gering. Libyen verkaufte 2009 Waren im Wert von 718 Millionen Franken an die Eidgenossen, dies bedeutete gegenüber dem Vorjahr ein Minus von über 78 Prozent.

Die Beziehungen zwischen Libyen und der Schweiz gelten als zerrüttet, seit im Juli 2008 ein Sohn des libyschen Machthabers Muammar el Gaddafi in Genf vorübergehend festgenommen wurde. Tripolis zog seitdem seine Bankguthaben aus der Schweiz ab, verwies Schweizer Unternehmen des Landes und kündigte einen Lieferstopp für Erdöl an.

Vergangene Woche hatte Gaddafi im Zusammenhang mit dem Bau-Verbot für Minarette in der Schweiz zum Heiligen Krieg gegen das Land aufgerufen. Mitte Februar hatte die Schweiz ein Einreiseverbot für mehr als 180 hochrangige Libyer verhängt, darunter offenbar Gaddafi und seine Familie. Im Gegenzug kündigte Tripolis an, Bürgern aus dem Schengen-Raum keine Einreise-Visa mehr auszustellen. Dem grenzfreien Schengen-Raum gehören neben Deutschland 21 weitere EU-Staaten sowie die Schweiz, Norwegen und Island an.

Zudem wurden in Libyen zwei Schweizer Staatsbürger unter dem Vorwurf des "illegalen Aufenthalts" und "illegaler wirtschaftlicher Aktivitäten" festgenommen. Vergangene Woche konnte einer von ihnen das Land verlassen. Der zweite Schweizer wird weiterhin festgehalten und verbüßt eine viermonatige Haftstrafe.

(AFP/felt)
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