Angst um Unruhen Wahlen in Kenia sind friedlich angelaufen

Nairobi · Der Start der Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in Kenia ist friedlich verlaufen. Manipulationsvorwürfe und der noch ungeklärte Mord am Chefaufseher des elektronischen Wahlsystems sorgten vorab für Verunsicherung. Beobachter befürchten gewaltsame Zusammenstöße.

 Schon früh morgens bildeten sich lange Schlangen vor den Wahllokalen.

Schon früh morgens bildeten sich lange Schlangen vor den Wahllokalen.

Foto: dpa, JD pat kno

Internationale Wahlbeobachter haben sich zufrieden mit dem Start der Wahl in Kenia geäußert. "Es hat bisher keine Zwischenfälle gegeben", sagte der Chef der Beobachtergruppe des Commonwealth, Ghanas früherer Präsident John Mahama, am Dienstag. Die Wähler seien begeistert, die Abstimmung verlaufe anscheinend glatt. "Ich denke, das ist ein gutes Zeichen für die kenianische Demokratie", sagte Mahama.

Bereits am frühen Dienstagmorgen bildeten sich vor den Wahlstationen in der Hauptstadt Nairobi lange Schlangen. In Kenia sind 20 Millionen Wahlberechtigte aufgerufen, über ihren künftigen Präsidenten, die Zusammensetzung des Parlaments und eine Reihe weiterer Posten abzustimmen. Umfragen sagten ein knappes Rennen zwischen Präsident Uhuru Kenyatta und Herausforderer Raila Odinga voraus.

Beobachter befürchten gewaltsame Zusammenstöße. Nach den Wahlen 2007 war eine Welle der Gewalt ausgebrochen, die mehr als 1000 Menschen das Leben kostete und rund 150.000 in die Flucht trieb.

Neben dem Präsidenten und beiden Kammern des Parlaments wählen die Kenianer in den 47 Verwaltungsbezirken des Landes auch neue Gouverneure und Regionalvertretungen. Angesichts von rund 16.000 Kandidaten werde es viele Verlierer geben, sagte die Leiterin der Kenianischen Menschenrechtskommission, Kagwiria Mbogori, im Vorfeld der Abstimmung. "Lasst Kenia wegen eurer Enttäuschung nicht brennen", ermahnte sie die Wähler.

Für Kenyatta, den Sohn des ersten Präsidenten Kenias, und Odinga, den Sohn des ersten Vizepräsidenten, steht viel auf dem Spiel. Für Odinga, der bereits zum vierten Mal kandidiert, ist es die womöglich letzte Chance auf das höchste Staatsamt. Kenyatta wiederum möchte nicht als erster Präsident in die Geschichte Kenias eingehen, dem nur eine Amtszeit vergönnt war. Er ist seit 2013 Staatschef.

Zwar hat Kenyatta die Infrastruktur des Landes verbessert und einige Großprojekte vorangetrieben, allerdings werfen ihm Kritiker auch mangelnden Einsatz gegen Korruption vor. Genau die will Odinga entschlossen bekämpfen, außerdem hat er versprochen, als Präsident günstigen Wohnraum für die rund 48 Millionen Kenianer zu schaffen.

Die Wahl wird überschattet von dem bislang ungeklärten Mord am Chefaufseher des elektronischen Wahlsystems, Christopher Msando. Das Verbrechen hatte zur Verunsicherung der Wähler beigetragen. Außerdem warf Odinga, der von 2008 bis 2013 Regierungschef war, Kenyatta immer wieder Wahlmanipulation vor.

In seiner letzten Ansprache vor den Wahlen rief Odinga seine Unterstützer auf, zahlreich abzustimmen. Kenyatta bat die Bevölkerung in einer live im Fernsehen übertragenen Rede darum, eine friedliche Wahl zu ermöglichen. Vor allem ethnisch gemischte Bezirke seien bei unliebsamen Wahlergebnissen anfällig für Gewalt, sagte Abdullahi Abdille von der Denkfabrik International Crisis Group.

Rund 19,6 Millionen Kenianer hatten sich für die Wahl registrieren lassen. Ergebnisse müssen gemäß der Verfassung binnen sieben Tagen veröffentlicht werden. Die Wahllokale sollen um 17.00 Uhr deutscher Zeit schließen.

(beaw/dpa/ap)
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