Historischer Staatsbesuch Versöhnung mit Guinness — Die Queen in Irland

Dublin/London (RP). Jeder Ire kennt den Trick. Gestern lernte endlich auch die britische Königin, wie man das Guinness in ein Pint-Glass richtig füllt*. Angeblich aus Angst vor bissigen Schlagzeilen zu Hause ließen jedoch die Queen und Prinz Philip bei einer Führung durch die weltberühmte Brauerei in Dublin das dunkle Getränk unberührt stehen und kränkten damit ein wenig ihre Gastgeber.

Queen Elizabeth II. gedenkt toter irischer Soldaten
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Es war der einzige Makel eines perfekt inszenierten Tages der Versöhnung zwischen zwei Inselnationen, an dem Elizabeth II. öffentlich die Verantwortung für ein britisches Massaker in Irland vor 90 Jahren übernommen hat. Jahrzehntelang war das unvorstellbar, doch jetzt haben sich die Iren bereits an die Klänge der fremden Staatshymne "God Save the Queen" in Dublin gewöhnt.

Seit zwei Tagen bereist die Queen auf einer "historischen" Mission das Nachbarland, um einen Schlussstrich unter die dunklen Episoden der britisch-irischen Vergangenheit zu ziehen und den Weg für eine neue Freundschaft zu ebnen. Der erste Staatsbesuch eines Monarchen aus London in Irland seit 100 Jahren ist ein politisch schwieriges Unterfangen voller Symbolismus und demutsvoller Gesten, die manche Hitzköpfe abkühlen und beide Völker "vom gegenseitigen Misstrauen heilen" (Premier Enda Kenny) sollen.

Wenig Berührungen mit dem Volk

Allerdings bekam die 85-jährige Königin bislang nicht viel vom irischen Volk in den abgesperrten Straßen Dublins zu sehen. Aus Angst vor Terroranschlägen und Krawallen der Nationalisten hat die Polizei bis auf einige Tausend Monarchie-Fans fast alle Zuschauer aus der scharf überwachten Innenstadt verbannt. Am Dienstag protestierten etwa 200 junge Iren gewaltsam gegen den Besuch der Queen. Die Demonstranten verbrannten die britische Flagge und skandierten "IRA!" Am Mittwoch gab es erneut Proteste.

Doch die Mehrheit der Iren nennt die Königin willkommen oder zieht es vor, die 26 Millionen Euro teure Sicherheitsoperation in der Hauptstadt zu ignorieren. Der zweite Tag der Queen in Dublin begann mit einer Einführung in die irische Zapfkunst. Nach Augenzeugenberichten war der 89-jährige Prinz Philip versucht, in der Guinness-Brauerei das süffige Bier zu kosten. Nachdem jedoch Elizabeth II. höflich ablehnte, folgte er ihrem Beispiel.

Das Königspaar ehrte anschließend an der Gedenkstätte Islandbridge die gefallenen irischen Soldaten des I. Weltkrieges, die gemeinsam mit den Briten gekämpft hatten. Auch das war ein Zeichen der Versöhnung: Die irische Präsidentin Mary McAleese hatte zur Gedenkveranstaltung die früheren Anführer der verbotenen pro-britischen Terrororganisation UDA in Nordirland eingeladen, die im Bürgerkrieg viele Menschen getötet haben.

Gedenken an "Bloody Sunday"

Nach dem Mittagessen stellte sich die Queen der schwierigsten Herausforderung ihrer Reise, als sie das Stadion Croke Park in Dublin besucht hat, in dem die britischen Sicherheitskräfte am Rand eines Fußballspiels 14 irische Zuschauer getötet haben. Der Massaker am "Bloody Sunday" war eine Vergeltungsaktion für die Terroranschläge der IRA. Er hatte dem Freiheitskampf der irischen Nationalisten gegen die Herrschaft der Krone einen starken Impuls gegeben.

Die Königin und Prinz Philip wurden auf dem "heiligen" Rasen des gesamtirischen Sportverbandes GAA sehr freundlich empfangen, allerdings fehlten bei dem "historischen" Treffen demonstrativ die nordirischen Sportfunktionäre, die sich mit der Teilung der Insel weiter nicht abfinden wollen. Am Abend pries die Königin bei einem Staatsbankett in einer Rede die neue Freundschaft und Harmonie zwischen den beiden Ländern.

Zur Belohnung wird die leidenschaftliche Reiterin am Donnerstag in Kildare die Ställe der berühmtesten irischen Pferdezüchter besichtigen können. Am morgigen Freitag kehrt die Queen nach London zurück

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