Unruhen spitzen sich zu Mindestens drei Tote vor umstrittener Wahl in Venezuela

Caracas · In Venezuela sind wenige Stunden vor der Wahl zur verfassungsgebenden Versammlung erneut mindestens drei Menschen ums Leben gekommen. Wie die Tageszeitung "El Universal" am Sonntag berichtete, wurde ein Funktionär der Oppositionspartei Accion Democratica bei Protesten erschossen.

 Die politischen Unruhen in Venezuela sind längst in bewaffnete Konflikte ausgeartet.

Die politischen Unruhen in Venezuela sind längst in bewaffnete Konflikte ausgeartet.

Foto: rtr, HB

Oppositionspolitiker machten Regierungskräfte für den Tod verantwortlich. Wie die regierungskritische Tageszeitung "El Nacional" bereits am Samstagabend (Ortszeit) berichtete, starb im Bundesstaat Merida ein Demonstrant an seinen Schussverletzten. Augenzeugen beschuldigten bewaffnete regierungsnahe Banden, für die Bluttat verantwortlich zu sein. Im Bundesstaat Bolivar wurde nach Informationen von "El Nacional" ein regierungsnaher Kandidat für die verfassungsgebende Versammlung in seinem Haus erschossen.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft erhöhte sich damit die Zahl der Toten seit Ausbruch der Proteste im April auf 112 Todesopfer. Am Sonntag begann in Venezuela die Wahl für die verfassungsgebende Versammlung, die nach Willen des sozialistischen Präsidenten Nicolas Maduro die Machtverhältnisse im Zuge eine Verfassungsreform neu ordnen soll.

Die Opposition, die katholische Kirche, Menschenrechtsorganisationen und zahlreiche lateinamerikanische Regierungen kritisieren die Wahl als verfassungswidrig und fordern die Regierung auf, die Wahl abzusagen.

Seit Wochen gibt es in Venezuela Massenproteste gegen die sozialistische Regierung, die Anfang April vergeblich versuchte, das Parlament, in dem die Opposition seit den Wahlen 2015 die Mehrheit hat, auf juristischem Wege zu entmachten. Maduro regiert seit Jahren mit Hilfe von Sonderdekreten und Ausnahmezustand am Parlament vorbei.

Zudem sind seitdem keine Regional- und Kommunalwahlen mehr durchgeführt worden, obwohl diese längst überfällig sind. Stattdessen ordnete Maduro im Mai die verfassungsgebende Versammlung an. Zwei Wochen vor der offiziellen Wahl mobilisierte die Opposition mehr als sieben Millionen Venezolaner für eine symbolische Abstimmung gegen die verfassungsgebende Versammlung.

(KNA)
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